Wer auf der HamRadio war, der hat vielleicht auch den Flugzettel gesehen, auf dem als Beispiel das Funkgerät der Zukunft abgebildet war. Klein, Smart, Amateurfunksmartphone, oder wie wir es auch immer bezeichnen, es ist eigentlich eine gelungene Fotomontage.

Zuerst lächelte ich über das Bild und hab mich mit dem Text nicht befasst. Doch nachdem ich dann mehrmals dieses Bild gesehen habe und auch dazu gelesen hatte, was dahinter steckt, wurde ich ein Stück neugierig.

Hier ein Zitat aus dem Text von der DARC-Homepage (Quelle):
„…ein auf SDR basierendes VHF/UHF-Gerät mit 3…5 W Sendeleistung, SMA-Antennenanschluss, Betriebsarten C4FM/D-Star/DMR/SSB/FM in einem Gerät vereint, als unterstützte digitale Audio-Codecs AMBE und Codec2, dazu GPS/APRS, Bluetooth, WiFi/Hamnet-Funktionalität, eine Kamera, Speichermöglichkeit auf einer SD-Karte, Bedienung per Touchscreen, Android-Betriebssystem und generell softwareseitig offen gestaltet“

Das liest sich nach der eierlegenden Wollmilchsau, von der wir zwar im stillen Kämmerlein träumten (oder auch noch nicht) es uns aber nie getrauten, darüber zu sprechen. Aber sind wir mal ehrlich, als vor 30 Jahren ein einfachstes 2m / 70cm – Duobandgerät die Ausmaße eines halben Schuhkartons hatte mit einer Akkulaufzeit von einer halben Stunde bei Betrieb, da träumte man schon vom Einhandfunk, der auch diese Bezeichnung verdiente und nicht vom „Zweihandfunk“!

Heute erhalten wir Handfunkgeräte, die fast schon in der Hosentasche verloren gehen können und Dank der Akkuentwicklung auch eine Wanderung lang Betrieb mitmachen. Also warum sollen die Entwickler der SDR-Radios nicht auch hier weitere Schritte erreichen?

Moderne Betriebsfunkgeräte sind im Neuzustand auch nicht betriebsfähig und werden es erst, wenn man ihnen per Software sagt was sie tun sollen. Allein 5 Betriebsarten haben wir heute schon und für jedes wäre ein eigenes Funkgerät notwendig. Dabei fallen mir sofort die Bilder der OM´s auf der HAM ein, die eine ganze Batterie von Handfunken am Gürtel tragen mit der abgesetzten Antenne am Hut mit eigebautem Ventilator…

Sehen wir doch mal ein durchschnittliches Kurzwellengerät an. 30cm breit, 30cm tief und 12cm hoch. Vor 40 Jahren waren damit gerade mal 6 Bänder möglich, ohne integrierten Tuner. Heute steckt in einem Gerät 25cm mal 30cm mal 8cm die ganze Kurzwelle einschließlich Allmode UKW für 2m und 70cm darin einschließlich Antennentuner! Wer hätte an das gedacht vor 25 Jahren? Oder träumten wir nicht so manches Mal heimlich davon?

Ob ich nun mit meinem Handfunk auch ein Bild machen können muss, das ist reine Geschmackssache. Ob es wirklich eine direkte Anbindung zum Mobilfunknetz braucht, sei ebenfalls dahingestellt. Aber diese Speicherfunktion auf SD-Karte, die hat spätestens dann Sinn, wenn man sich ein Zweitgerät kauft. Okay, heute gibt es für genau baugleiche Geräte die Clone-Funktion, aber mal ehrlich, wer hat diese Funktion im privaten Bereich schon benötigt? Wenn hier die Hersteller sich frühzeitig auf einen einheitlichen Standard einigen, dann hätte das vielleicht Zukunft.

Die SDR-Entwickler haben die letzten 10 Jahre eine interessante Entwicklung auf die Wege gebracht. ELAD hat mit seinem SDR-Transceiver mit noch echter Knopfbedienung gezeigt, dass auch eine Zwischenstufe möglich ist, die mir persönlich sehr gut gefällt. So zu sagen die Übergangsform vom klassischen Knöpfegrab zur logisch geführten Menübedienung der Hauptfunktionen. Wer mehr haben will, verbindet TRX mit dem PC und hat das, was der klassische SDR kann mit Spektrum und Wasserfall. In diesen Geräten und Gedanken steckt noch sehr viel Potential, freuen wir uns darauf, was es noch alles geben wird. Wir müssen es den Herstellern nur immer wieder sagen, was wir wollen, damit wir auch bekommen, was wir brauchen!

Ich finde es eine gute Sache, wenn hier der Industrie mal ein Fahrplan für die nächsten 10 Jahre mitgegeben wird, damit als Ergebnis das dabei herauskommt, was wir uns vorstellen können, wir als User und Betreiber, und nicht nur die geistigen Ergüsse der vielleicht ganz anders gestrickten Entwickler.

Ob es nun so ein Tatsch-Druff-Panel sein muss, das ist Geschmackssache. Mir persönlich gefallen diese „Fettfingerwischer“ nicht so, aber ich bin auch nur ein „Alter Sack“, der auch kein Smartphon betreibt und somit bei Weitem nicht der breiten Masse entspricht. Doch Icom und Yaesu haben mit ihren Geräten schon seit einiger Zeit gezeigt, dass es in diese Richtung geht.

Irgendwie freue ich mich darauf, was dabei herauskommt. Ich stelle mich auf jeden Fall schon mal darauf ein, dass ich in Zukunft vor dem Funken die Hände waschen muss….