Ein Blick in die Vergangenheit von Stefan, DL8SFZ

Ich schrieb das Jahr 1981 in meinen Ausbildungsnachweis, als ich den damals
stark überfüllten CB in den Hintergrund verdrängte und mich dem
faszinierenden 2m-Band zuwendete. Ja, da gab es so schöne kleine Geräte wie
das TR-2300 von Kenwood mit "gigantischen" 80 Kanälen, und auf den meisten
war nichts zu hören! Es war ruhig, keine Störer, keine Beleidigungen. Und
dann gab es da noch die Relais. DAS war das alles entscheidende! Mit der
"brachialen" Leistung von 1 Watt über den Umsetzer von Esslingen bis zum
Hohen Zollern auf der Alb, über Relais Kalmit vom Jägerhaus bis in die Pfalz
oder über die Zugspitze mehr schlecht als recht bis hinter München,
Wahnsinn!!

Antennen kaufen? Weit gefehlt! Eine SO-239-Buchse mit 50cm Strahler un an
den Löchern mit 4 Radialen versehen funktionierte perfekt. Selbst nach 10
Jahren hing solch eine verrostete Antenne noch im Kirschbaum und versah
ihren Dienst. Okay, die Leistung wuchs dann auch mal so langsam und wurde
durch eine "Hi-Tower-Endstufe" vergrößert, die dann immerhin schon 10 bis 15
Watt rausholte. Wir waren Mobil unterwegs in allen Ecken der Umgebung und
hatten auf dem OV-Kanal 145.250 Mhz so manche Runde, die über Stunden
aufrecht erhalten wurde mit stetig wechselnden OV-Kollegen.

Wir, die Jugendgruppe aus P02 verabredeten uns per Funk am Tag, wo es denn
am Abend hingehen soll. Ins Ufo in Bernhausen? Oder ins Chaplins in
Schorndorf? Oder doch der Eichenhof in Göppingen? Hier auf dem OV-Kanal
wussten mehr Leute über die Aktivitäten der Jugend Bescheid als alle Eltern
zusammen genommen....

Ach ja, da waren dann die Konteste. Der CW-Kontest auf dem Jägerhaus. Ein
Dipol zwischen zwei Schiebemasten und ein "mobiler
Autobatterien-Ladeservice" der ganzen OM´s, die mit von der Party waren. Wir
brauchten keine Aggregate, keine 1,5 KW-Endstufen oder gar einen PC oder
Laptop. Nein, hier wurde noch ein handschriftliches Logbuch geführt und auch
ein handschriftliches Checklog um Doppelverbindungen zu vermeiden. 100Watt
war schon etwas! Da reichte RG-58 noch völlig aus, PL-Stecker waren der
Stand der Dinge. Ja, unglaublich, aber es reichte genau ein Funkgerät und
eine Antenne! Da kamen auch über den Kontest die anderen Mitglieder mit
Brezeln und Kaffee vorbei und hielten die durchfrorene und durchnässte Meute
bei Laune. 

Wer damals aus dem Haus ging, der hatte, sofern er eins besaß, seinen
Handfunk dabei, aber mindestens seinen Mobilfunk im Auto. Wir sind in der
Stadt aufgefallen, wenn wir mit den übergroßen "Sprechknochen" in der Hand
durch die Strassen liefen. Wir hatten "Kontakt" zu jedem zu jeder Zeit. Oder
besser gesagt, irgendjemanden erreichte man immer. Die Relais waren noch
rege benutzt und bis auf wenige Ausnahmen waren allgemeine Rufe auch meist
beantwortet.

Wir fühlten uns gut, zu einer Truppe zu gehören, die sich durch ihr Wissen
und Können vom Rest der Bevölkerung unterscheidet. Wir wussten, dass wir
Exoten waren, eine "Informationselite" der besonderen Art. 

Heute hat sich die Welt gewandelt. Die Handys und Smartphones haben
bezahlbaren Einzug gehalten und unser Alleinstellungsmerkmal verdrängt.
Heute hat man das Gefühl, dass es weitaus schlimmer ist, das Handy zu
verlieren als die Jungfräulichkeit! Der Mensch scheint zu sterben, wenn er
nicht rund um die Uhr online ist und über alles und jenes informiert zu
sein. Wobei ich die Qualität der Informationen als sehr fraglich ansehe oder
auch von der Wichtigkeit, die ein Sack Reis in China durchaus schlagen
könnte! 

Unser Hobby hat gegenüber diesen modernen Medien eine ganz großen Vorteil:
Denjenigen, den wir erreichen, der hat zumindest in einem Punkt die gleichen
Interessen. Er findet die drahtlose Kommunikation einfach schon mal
interessant. Lassen wir uns also alle nicht einfach treiben, sondern
versuchen wir, den Flair des drahtlosen Kontaktes zu seinesgleichen zu
beleben. UKW bietet durch die handhabbaren Geräte für die Westentasche die
besten Voraussetzungen. Machen wir Betrieb auf unseren zugewiesenen
Frequenzen, damit wir auch morgen noch die Berechtigung dazu haben. Dann
werden wir auch wieder "Helden" werden, weil wir an der Basis unseres Hobbys
arbeiten und es sichtbar in die Welt tragen. Werbung belebt das Geschäft.
Und wenn es nur die Akzeptanz dieser "wenigen Verrückten" ist.

Euer "Alter Held" Stefan, DL8SFZ