Ich verfolge regelmäßig in diversen Foren die Beiträge, bei denen vor allem OMs mit weniger Erfahrung oder Neulinge, Fragen stellen, mit welcher Antennenform sie in Ihrer Situation am besten klar kommen könnten. Und regelmäßig gerät die Diskussion leicht ausser Kontrolle, weil die Vorstellungen zwischen platzbeschränkten Stadtbewohnern und platzverwöhnten Landbewohnern doch leicht differieren.
Aber auch eine entsprechende Vorbelastung aus Erfahrung und Studium spaltet hier oft die Gemüter. So liest man nicht selten in den Beschreibungen schon mögliche Vorgaben an die Ausführung der geplanten Antenne. Gartenhütte mit Blechdach direkt unter der Antenne, die nur wenige Meter darüber hinweg läuft, mehrfach abgewinkelte Drähte, Teile davon parallel zu Hauswänden oder letztendlich mehr oder weniger niedrig über Grund und zwischen den Häuser aufgehängt.
Hier hilft es dem Fragestellenden meist wenig, wenn man ihm empfiehlt: Simuliere das doch mal „kurz“ in Eznec oder mmana. Doch genau das machen viele OMs. Wer bitte kann bei solch denkbar ungünstigen Voraussetzungen eine Simulation mit einem der genannten Programme überhaupt reproduzierbare Ergebnisse erwarten? Wer kennt seine Bodenverhältnisse soweit, dass er weiß, was er dort berücksichtigen muss? Was macht das Blechdach aus meiner Symmetrie? Wie beeinflusst die Hauswand den Dipol und die vielen Knicks?
Manchmal denke ich, wo ist nur der Forscherdrang von geblieben? Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich meinen ersten Drahtdipol für Kurzwelle mit der Hand am Arm berechnet habe, dann einfach aufgespannt und zurückgefaltet, solange, bis das SWR in Ordnung war. Und dann einfach mal Betrieb gemacht und ausprobiert, Baken gehört und verglichen! Nein, irgendwie macht das keiner mehr. Hier vertrauen manche auf die schönen bunten Bildchen der Simulation, schalten das Hirn ab und fangen erst gar nicht an, etwas aufzubauen, wenn nicht die überproportionalen Ergebnisse zu erwarten sind.
Warum haben viele unserer wirklich verrückten Antennen funktioniert? Vielleicht, weil wir einfach nicht genau wussten, was tatsächlich passiert? Und ist es nicht wirklich so, dass die Antenne, die bei OM Fritz funktioniert bei OM Franz völlig daneben sein kann? Wo ist unser Ausprobiergeist geblieben?
Wer wieder zu basteln anfängt und mit einfachen Mitteln die Grundberechnung macht und tatsächlich mit „Try an Error“ arbeitet, der wird vielleicht manche Stunde mehr an der frischen Luft sein als an der Station, er wird aber auch mehr Erfahrung sammeln bezüglich was geht und was nicht. Praxis ist durch nichts zu ersetzen, außer durch noch mehr Mut zur Praxis.
Wer einen stark begrenzen Bauraum für seine Antenne hat, der sollte bitte nicht bei OM Peter fragen, der den Fullsize-Dipol für 160m an der kurzen Seite seines Grundstücks in 40m Höhe aufgespannt hat, denn der wird immer behaupten, dass die 27m Draht mit Tuner in 8m Höhe nie wirklich funktionieren werden…
In diesem Sinne, scheut euch nicht, eure Gedanken von Antennen, wenn sie wenigstens halbwegs der Physik entsprechen, einfach auszuprobieren. Wenn ich nur einen doppelt gefalteten Dipol bauen kann, wird dieser die beste Antenne sein, die ich bekommen kann. Und selbst ich, mit meiner „speziellen“ Kugelantenne nach dem Prinzip von DL7AHW, erreiche Moskau, Arabien und die USA. Vielleicht nicht immer und nicht so stark wie bei manch Anderem, aber es geht! Und das ist für mich die beste Antenne, weil ich keinen großen Draht spannen darf.
In diesem Sinne wünsche ich allen viel Freude in der kommenden Bastelperiode.
Euer Stefan, DL8SFZ
Lieber Stefan,
jede Antenne, ob gross ob klein, ob „gut“ob „schlecht“ folgt immer g a n z den Gesetzen der Physik!
Nix fuer Ungut!
73, Rolf, DL3AO