Auch ich habe die Mail von Bea, DL3SFK, über den Funkertag in Kassel bekommen, der zum zweiten Mal ausgetragen wurde. In dem Video (Link) sind viele Stände auf dem Flohmarkt zu sehen und auch sonst gab es hier und da nette Situationen zu erkennen. Vorliebe für alte Sachen, Selbstbau, Computer und auch große Eistüten! So gesehen war sicher für jeden wieder irgendetwas ganz Nützliches, jedoch ziemlich sicher nicht Benötigtes für Keller, Dachboden und Garage dabei.
Aber als ich da so die laufenden Bilder sah, spürte ich plötzlich dieses Ziehen im Rücken von der buckligen Haltung vor dem Bildschirm. Und ja, was ich da sah war vielleicht mit der Auslöser.
Vor 20 Jahren hätte ich hinter vorgehaltener Hand leise gelästert: Schau mal, das Altersheim hat mal wieder Ausgang… lauter Männer in reifem Alter, ja, hier und da auch ein paar junge Menschen, aber überwiegend doch eine Schaar älterer Herren. Genau die Sorte von Herren, die den Altersdurchschnitt des DARC´s auf über 50 hebt. Oder muss ich schon sagen „drückt“???
Seit Jahren spricht man von der Überalterung im DARC, man jammert den Jugendgruppen nach, die es nicht mehr gibt und dann schaut man in den Spiegel und erschrickt! Hey, der da im Spiegel, der gehört ja auch schon zum Durchschnitt! In der Tat, Ich sehe ja auch schon so aus, wie die Herren in dem Video! Ja, aber warum ist das so? Ist das nur beim DARC so? Ich habe etwas recherchiert…
Alle werden älter, alles wird älter und auch die Jahre der Entscheidungen werden älter. Fingen vor 50 Jahren die Jugendlichen noch zwischen 16 und 19 eine Ausbildung an, ist das heute schon einige Jahre später. Es wird später und länger studiert und auch die Familiengründungen fangen deutlich später an. Und siehe da, auch die vielen anderen Vereine kämpfen mit dem Problem, dass der harte Kern immer älter wird und die Nachrücker ebenfalls. Es verschiebt sich also das ganze Spektrum etwas nach oben. Entwarnung? Wer weiß das schon.
Mit ein Punkt bei unserem Hobby ist die Zeit und den Fleiß den es braucht, für etwas das eigentlich niemand braucht, das selber Wissen braucht und dann im stillen Kämmerlein überwiegend stattfindet.
War da nicht noch was? Ach doch, ohne Moos nix los, oder anders gesagt, die Wenigsten bauen ihre Geräte noch komplett selber. Und dann spielt es durchaus eine Rolle, das Geld. Teenager und junge Erwachse haben zudem in der Sturm- und Drangzeit mehr das andere Geschlecht im Kopf als CQ CQ, Five-Nine-Seventythree!!
Oder Schaltungen lesen, löten, messen, prüfen, schimpfen, entlöten, reparieren, feilen, bohren, lackieren, beschriften. Bei den heutigen Preisen ist das nicht mehr zwingend der Fall, aber gerade die jungen Erwachsenen wollten doch raus in die Welt und neue Regionen erkunden, die Frau fürs Leben finden, selbst wenn dieses nach 5 Jahren schon wieder zu Ende ist, und auch Kinder in die Welt setzen. Ja, das ist ganz wichtig, damit ja überhaupt auch wieder Nachwuchs da ist, der einem Verein beitreten kann!
Allerdings verändern sich die Zeiten und die Interessen, sodass die Nachkommen kaum die natürliche Fluktuation ausgleichen können. Tja, und wenn schon die Lebensarbeitszeit von ehemals 60 auf 67 Jahre angehoben wird, Lohndumping auf 40% aller Erwerbstätigen zutrifft, dann kann man sich vorstellen, dass ein junger Familienvater sich schon zweimal überlegt, wo er jetzt den 100-Euro-Schein investiert. Windeln oder Weiche? Fahrrad oder Faraday? Kinderschuh oder Kabelschuh?
Ja, der Blick in den Spiegel und das Video hat mir klar gemacht, hey „Junge“, du bist jetzt „Alter“, vielleicht noch nicht Sack, aber auf dem besten Weg dazu. Obwohl, vielleicht habe ich das große Feld noch vor mir, aber ich werde ihm täglich näher kommen. Denn ich gehöre jetzt zu denen, die die Jungs schon auf eigenen Beinen stehen haben, der Verdienst gesichert ist, das Eigenheim keine große Rolle mehr spielt und auch andere Lebensumstände dafür gesorgt haben, dass mir keiner mehr meine kleinen Bauteile mit dem Staubsauger wegsaugt oder mich genau dann zum Essen ruft, wenn noch drei Teile zum Erfolg des Basteln führen.
Also, liebe Funkfreunde, junge Funkfreunde, ältere und auch Oldtimer, wir sind nicht die überalterte Generation, wir sind der harte Kern, der, der es schon immer war. Nur die Zeit hat sich verändert und das ist in machen Köpfen einfach noch nicht angekommen. Solange die NF-Enstufe am Funkgerät per Kopfhörer noch laut genug ins Ohr plärren kann, die Anzeigen noch groß genug sind und auch die Knöpfe den Trend der Miniaturisierung standhalten, sind wir immer noch voll dabei!
Und zur Not kann immer noch das „Kind im Ohr“ und der „Fielmann“ auf der Nase helfen, den kontinuierlichen Verfall etwas in die Länge zu ziehen. Wir und alt? Wer kommt denn auf sowas… das kann doch nur ein „Alter Sack“ gesagt haben…
Hallo Stefan,
willkommen im Club der alten Säcke.
Gruß Jürgen, DD1SW
Hallo Jürgen,
viele Jahre nichts von einander gehört und dann findet man ausgerechnet bei so einem Thema zueinander!
Tja, wie das Leben eben spielt…. :-)
Kopf hoch, Stefan … werden zwar langsam aelter und so manches funktioniert nicht mehr so richtig (koerperlich) aber wichtig ist doch, dass wir uns im Kopf noch richtig jung fuehlen. Zitat eines Arbeitskollegen aus der Oberpfalz auf die Frage wie alt er denn sei: Jo … jetzet bi i sechs un no bi i bloass no gwoachse !!!
Freue mich immer wieder Deine Beitraege zu lesen, Stefan … weiter so.
DH1SAV, der Hansjoerg aus dem wilden Waeschenbeuren