Anfang der 80er Jahre hatte ich den Gefallen am Amateurfunk gefunden und in Eigenregie das Frage- und Antwortbüchlein gepaukt, um ungefähr ein Jahr später erfolgreich die C-Lizenz zu erwerben. Die C-Lizenz, damals von eingefleischten Kurzwellenfunker auch spöttisch „vorläufige Betriebserlaubnis“ genannt, war für mich lange Zeit völlig ausreichend. Genügend Relais auf 2m und 70cm boten viele QSO-Partner im nahen und weiteren Umfeld.

Doch schon damals war der Wunsch nach Kurzwelle verborgen, sah man doch die OM, wie sie mit ihren Stationen rund um die Welt Betrieb machten. Und schon da galt es, den Nachwuchs zu fördern. Dieses unterstütze bei mir vor Allem OM Walter, DK9SQ, der mich mit seinen einfachen Antennen – und Sendeexperimenten völlig faszinierte. War er doch derjenige, der auf der HAM-Radio kurz einen Ford-Transit als Antenne für 80 gebrauchte und mehrere QSOs damit absolvierte. Er war es dann auch, der mir seinen „Atlas 210x“ auslieh, damit ich zu Hause Kurzwelle hören kann. An diese Zeit erinnere ich mich immer noch sehr gut, wie ich mich abends vor das Gerät setzte und über die Bänder drehte. Besonders hatte es mir die Optik angetan. Ein kleines Fenster mit einem roten Strich und die dahinter drehende Scheibe mit den Frequenzangaben. Bedienelemente gab es nur so viele, wie wirklich gebraucht wurden:
Lautstärkeregler, RF-Regler, VFO-Knopf, den Bandwahlschalter, den Einschalter mit Kalibrierfunktion, den Kalibrierknopf und ein Regler für die ALC und Mic-Gain.

Atlas210x 003

Ich weiß nicht mehr, wie viele Stunden ich vor diesem Gerät saß und in den Äther lauschte. Den leichten Drift des VFO bemerkte ich nicht, das Ablesen der richtigen Frequenz war nebensächlich, man stimmte einfach so lange ab, bis es passte. 80m, 40m, 20m, 15m und den SSB-Bereich von 10m waren damit machbar. Die Leistung war mir egal, ich durfte ja nicht damit senden und um nicht in Versuchung zu geraten, gab mir Walter auch gar kein Mikrofon mit.

Rund 30 Jahre später, mittlerweile selber im Besitz der B-Lizenz (bzw. heute Klasse 1), habe ich einen TS-850-SAT im Shack stehen und zusätzlich noch einen FT-897. Beides hervorragende Geräte, selbst jetzt noch mit 20 Jahren auf dem Buckel beim TS-850. Aber so irgendwie hat mich die Erinnerung an den Atlas nie losgelassen. Ich machte mich auf die Suche, um mit einem guten Gerät meine Erinnerungen an meine ersten Kurzwellenhörerzeiten wieder aufzufrischen. Doch einen guten Atlas zu bekommen ist nicht einfach. Entweder handelt es sich um kaputtreparierte Trümmerwüsten, total veratzen Frontblechen oder einfach um restlos überteuerte Preisvorstellungen der Verkäufer. Aber ich hatte ja Zeit… So wurden es rund zwei Jahre, bis das Glück zuschlug. Ein gut erhaltenes Exemplar war in einem bekannten Auktionshaus angeboten für stolze 280 Euro. Das war mir zu viel und weil sich auch keiner für das Gerät interessierte, schrieb ich den Verkäufer an und bot Ihm 250 euro! Und tatsächlich, das Gerät wurde während der Auktion nicht verkauft und er meldete sich bei mir. Und so kam ich Ende Juli 2016 ein Paket mit einem alten, aber sehr gut gepflegten Erinnerungsstück bei mir an.
Ausgepackt, eingesteckt und angeschaltet. Es rauschte, es knackte und siehe da, mit der provisorischen Antenne waren Stationen auf 40m zu hören! Am Abend dann bei dämmrigen Licht kamen die Erinnerungen wieder hoch. Ganz im Dunkeln saß ich vor dem Regal mit dem Atlas und lauschte in die Runden verteilt um die Welt. Da war es wieder, das ganz besondere Gefühl, die ganze Welt im Wohnzimmer zu haben, nur ein paar Meter Draht und das warmweiß beleuchtete Display des Atlas 210x.

Er ist wirklich gut erhalten, braucht aber etwas Überholung bzw. Pflege. Die Frequenz springt zwischen den Durchgängen und die ALC braucht immer eine Weile, bis sie wieder durchregelt. Aber sonst… wunderbar! Beim ersten Test-QSO erreichte ich auf 80m eine Station aus Österreich, die mir sofort eine sehr schöne und durchdringende Modulation bescheinigte. Im Vergleich hieß es sogar, die Mod sei besser als die vom TS-850. Ich fühlte mich kurzzeitig 30 Jahre jünger, mit dem Gefühl etwas ganz tolles vor mir stehen zu haben! Hab ich ja auch… :)

Gruß, Stefan
DL8SFZ