Es steckt in uns, in jedem von uns, tief verwurzelt und fest verankert, denn sonst wären wir keine Funkamateure geworden. Ja, es handelt sich dabei um einen inneren Trieb, ein Naturinstinkt, der uns danach streben lässt. Bei manchen artet es in endlose, niemals enden wollende Bastelarbeiten aus,  andere Messen, bis der Zeiger erlahmt und wieder andere verseuchen die Luft mit HF, bis die Vögel vom Himmel fallen. Und alle horten alles, was sie bei diesem Treiben voranbringt.

Aber woher kommt das? Ist es anerzogen? Liegt so was in den Genen? Ich sage, das ist das 24.ste Chromosom das in uns steckt. Gut getarnt, unsichtbar. Gefunden hat es noch niemand, weil es wie die schwarze Materie zwar rein rechnerisch da sein muss, sich aber jeglicher Entdeckung entzieht.

Bei Männern heißt dieses Chromosom sehr oft:

„Funkamateur“

„Modellbauer“

„Astronomie“

oder auch mal ganz einfach „Hobbybastler“.

Es ist aber nicht alleine eine Krankheit der Männer, auch bei Frauen finden wir es z.B. als:

„Amazon“

„Zalando“

oder „H&M“ beschrieben.

Und hier möchte ich mal deutlich hervorheben, dass die Niederen Instinkte“ des Mannes sich zwar sehr oft um Rundungen drehen, bei Unsereiner, dem Funkamateur sich dieses aber oft auf die wohlgeformten Kurven von dicken Drahtspulen bezieht, oder je nach eigenem Interesse auch auf lange, schlanke Drähte. Da ist alles dabei, vom „Curvy Model“ in Form von dickem Dipol bis zum Langdraht. Doch wie äußert sich denn dieses Chromosom in unserem täglichen Leben? Unbewusst aber mit voller Kraft arbeitet dieses Chromosom. Unsere Augen streifen beim sonntäglichen Spaziergang über die Weiten der Wiesen und Felder (Bild 1) und der Funkamateur sieht an vielen Stellen wunderschöne, hohe Bäume, Abspannpunkte und passende Lagerplätze für das Portable-Shack. Selbst in Wohngebieten entdecken die Augen der Funker zum Leidwesen der weiblichen Begleitung selten die gepflegten Vorgärten und Terrassen, eher die flachen Dächer, die Metallverwahrungen und Schornstein-Abspannpunkte. 

Bild 1

Doch ist das ja nur die eine Seite des großen, schwarzen Lochs. Immer wieder beweisen wir auf unseren Streifzügen durch Sperrmüllberge, Wertstoffsammlung und Flohmärkte, welche wundervollen Platinen, Gehäuse und Metallstangen doch so oft achtlos weggeworfen werden und noch so viele Dienste leisten können. Zudem selbst für uns oftmals unergründlich, wie geschickt sich so manche Dinge im Keller oder auf dem Dachboden in die Umgebung einfügen können, mit der Umgebung verschmelzen, bis sie zufällig einem sie nicht schätzenden Familienmitglied in die Hände fallen mit dem vernichtenden Urteil betitelt werden: Brauchsch du so was no???? Dees kemmr doch wegschmeissa ! Hobbyisten haben schon einen schweren Stand!

Wie oft verschwenden wir Stunden mit Erklärungen, warum und weshalb manche Dinge einfach so sein müssen, wie sie sind? Dieses wird von den Gattinnen sehr oft in der Tragweite nicht erkannt, welch unüberwindlichen Schaden ein Gang mit dem Staubsauger über den Basteltisch (Bild 2) anrichten kann. Der Bereich, in dem die Schätze längst vergangener Zeiten extra veredelt werden um in neuen oder wiederbelebten Funktionen noch lange Zeiten Ihren Dienst zu tun oder jahrelang im Regal vor sich hinleben! Nein, Lieber Partner, das sind keine Staubkörner, was da so im Staubsauger rasselt, das sind hochmoderne Bauteile, die bei hektischen Bewegungen schon in die Abgründe der Teppichbodenschlingen fallen können!

Bild 2

Und noch was: Es wird so oft verkannt, welche zeitlichen Fenster wir einzuhalten haben. Projekte wollen zeitnah erledigt werden. Gedankengänge hängen tief verworren in den Schaltplänen (Bild 3) und Schaltungen, unser Gehirn sieht vor dem geistigen Auge schon das Ergebnis. Da ist Druck dahinter, da ist Erfolgszwang vorgeprägt! Wenn wir also sagen, ja, wir reparieren den Rollladen im Wohnzimmer, dann machen wir das doch auch. Dazu muss man uns nicht alle halbes Jahr daran erinnern!

Bild 3

Kennt Ihr das Gefühl, das einem durch Mark und Bein fährt, wenn ganz am Schluss die rote Strippe in die Plus-Buchse des Netzteils gesteckt wird?, der Moment des ersten „Klicks“ des Hauptschalters die kunstvollen Gebilde von Platinen (Bild 4) von Strom durchflossen werden und KEINE Rauchzeichen aufsteigen? Dieses erhebende Gefühl, ja, geht es oder nicht? Oder besser gesagt, Ja, es raucht schon mal nicht ab! Es ist schon etwas Besonderes, egal in welchem Hobby, wenn ein Projekt sich in Erfolg verwandelt. Wenn die ersten gewünschten Geräusche abgegeben werden, sich das dreht, was drehen soll und nur die LED leuchtet und nicht der heiß glühende Widerstand. Ein Koch spricht von einer Geschmacksexplosion, wenn sein Gericht gelungen ist, der Funkamateur spricht hier durchaus von einem HFO, dem genialen Gefühl eines Hochfrequenz-Orgasmus! 

Bild 4

Wir sind schon ein recht bescheuertes Völkchen! Wir haben ein Hobby, bei dem man mit maximalem Aufwand eine maximale Befriedung erreichen kann bei gleichzeitig minimaler Notwendigkeit für den Großteil der Bevölkerung. Effizienz sieht anders aus, doch das ist egal. Wir sind so, wie wir sind und stehen dazu. Und solange die Bevölkerung uns genauso machen lässt, wie andere Randgruppen im Land, dann sind wir ja schon zufrieden. Mitten im Reich der „verlorenen Schätze“.