Es gibt eigentlich keinen Funkamateur, der kein Multimeter hat, um mal Spannung und Strom messen zu können!

Manche Geräte haben auch noch eine Einstellung, um Widerstände zu messen, aber sobald es an Spulen und Kondensatoren geht, werden die Möglichkeiten entweder sehr wenig oder doch recht teuer!

Viele Jahre habe ich mich damit begnügt, bei Bedarf dann entweder so lange zu probieren, bis es funktionierte oder ich habe mir ein Gerät ausgeliehen. Doch irgendwann wurde mir das etwas zu aufwendig, sodass ich mich in den modernen Zeiten des geöffneten Chinamarktes dazu entschloss, selber ein entsprechendes Gerät zu kaufen.

Es ist für viele Hobbybastler jetzt nicht notwendig, ein Messgerät der höchsten Genauigkeitsklasse zu erwerben, aber ein Gerät, mit dem man durchaus im Bereich von +/- 5% Ergebnisse erzielen kann. Ein Blick ins Internet zeigte verschiedene Geräte, teilweise auch als Bausatz, die meinen geringen Anforderungen entsprachen und für gängige Werte zwischen 1 pF bis 1000 µF sowie 0,1µH bis 100 mH messen kann. Diese Werte habe ich mir einfach so aus meinen geplanten Bastelprojekten abgeleitet und obliegen keiner direkten Anforderung oder Angeboten.

Nach der kurzweiligen Sucherei im Internet  habe ich mich dann für das teilfertige Gerät vom Typ LC-100A entschieden. Schnell bestellt und bezahlt, und bereits 3 Wochen später lag das Gerät aus China auf meinem Tisch! (Bild 1)

Bild 1

Das Gerät kommt mit folgendem Zubehör:

2 Meßstrippen mit angelöteten Krokodilklemmen.

Ein USB-Kabel mit USB-C und USB-Mini-Stecker sowie das fertig zusammengelötete Gerät.

Was man vermisst: Es sind keinerlei Unterlagen über das Gerät mit dabei, diese muss man aus dem Internet herunterladen!

Der erste Eindruck war ganz ordentlich. Die Platinen waren ordentlich zusammengebaut, die Lötstellen sehen sauber aus und auch die Beschriftungen auf der Platine waren leserlich und vollständig. Als Anschlüsse gibt es eine Lüsterklemme für die Meßkabel, einen USB-Mini und einen Rundstecker-Spannungsanschluss für 5,5 Volt Versorgungsspannung. (Siehe Bilder 2 und 3)

Bild 2

Bild 3

Hier die technischen Daten:
Messbereich für C*: 0,01pF bis 10 µF           High Range: 1,0 µF bis 100 mF
Messbereich für L*: 1,0 nH  bis 0,1H            High Range: 1,0 µH bis 100 H
Genauigkeit:                                                      1% ( 5% ) Messbereichsabhängig
Messfrequenz Standard:                                 500khz
High Range:                                                       500Hz
Mesmethode:                                                     LC-Resonanz
Spannungsversorgung:                                   5,0 V  ( besser 5,5V )

C*: Für Kondensatoren

L* : Für Spulen

Tasten:
Rot: Reset
Weiß: Hohe Kapazität
Blau:  Hohe Induktivität
Gelb:  Umschaltung Kapazität / Induktivität

Der kleine, rote Knopf neben den Klemmen zeigt bei Betätigung die Messfrequenz an. Er hat aber keine weitere Funktion. Laut Hersteller ist er für weitere Funktionen in anderen Ausbaustufen vorgesehen.

Ich entschloss mich für den USB-Anschluss, steckte meine Powerbank an, legte den Schalter um, und schon leuchtete mich das große, leicht leserliche Display an! (Bild 4)

C:\Users\Stefan\Pictures\Funk allgemein\LC-Messgerät\4 LC-Meßgerät 005.JPG
Bild 4

Ich testete dabei gleich einmal, in welchem Spektrum die Versorgungs-
spannung variieren darf, bevor das Display anfängt, undefinierbare
Zustände anzunehmen.

So begann bei 4,9 bis 5,0 Volt bereits die Anzeige an Brillianz zu verlieren, sodass man kaum mehr die Schrift lesen konnte. In die andere Richtung war es ähnlich, ab 5,8 Volt konnte man ein Übersteuern der Anzeige feststellen, was sich negativ auf die Lesbarkeit auswirkte.

Ich beabsichtigte, das Gerät in ein kleines Gehäuse einzubauen und dann auch gleich Batterien vorzusehen, um unabhängig von einem Netzteil zu sein und auch nicht die externe Powerbank immer mitschleppen zu müssen. Doch hier war jetzt ein Problem! 4 x 1,2 Volt Akkuzellen war bereits eine zu geringe Spannung für die Anzeige, und 4 x 1,5 Volt AA-Batteriezellen lag ebenfalls schon in dem Bereich, dass die nicht genutzten Buchstabenzellen der Anzeige zu leuchten begannen. Hier half ein simpler Trick, mit dem man schon so manchen Spannungsregler modifiziert hatte: Ich habe kurzerhand eine Diode vom Typ 4048 in Durchflussrichtung in die Plusleitung eingelötet. An dieser Diode fallen dann 0,7 Volt Spannung ab und ich liege nun mit 6,0V – 0,7V = 5,3V fast genau auf der angegebenen Sollspannung.

Erster Test: Hier wollte ich mal sehen, wie das Gerätchen misst! (Bild 5)

Ich hatte einen Kondensator mit dem Aufdruck von 8,2 nF auf dem Tisch liegen, den ich ohne Kalibrierung einfach mal einklemmte und auf Messung ging. Hier zeigte sich, eine ordentliche Nullung vor einer Messung ist unumgänglich!

C:\Users\Stefan\Pictures\Funk allgemein\LC-Messgerät\5.0LC-Meßgerät 006.JPG
Bild 5

Okay, hier bedarf es dann doch auch mal das Lesen der Bedienungsanleitung. Zudem schaute ich mir auf Youtube noch ein Video an und dann verstand ich, wie man dieses Gerät auf Null setzt und schon passte der Messwert einigermaßen zum aufgedruckten Wert!

Nun ging es an den zweiten Schritt: Das Gerät braucht eine ordentliche „Verpackung“, die die empfindliche Elektronik schützt, den Batteriepack aufnimmt, und auch insgesamt dann mehr nach Messgerät als nach Provisorium aussehen lässt! Ich mache ja auch noch Modellbau, und dort gibt es wunderbare PVC-Kunststoffplatten, die man mit dem scharfen Bastelmesser hervorragend schneiden kann, sich mit PVC-Kleber bestens verkleben lassen und auch noch in verschiedenen Farben verfügbar sind.

C:\Users\Stefan\Pictures\Funk allgemein\LC-Messgerät\5.1 LC-Meßgerät 007.JPG

Hier in Bild 6 ist der erste Schritt zu sehen

So sah das Gehäuse nach dem ersten Schleifversuch aus. Es ging zwischen Tasten und erhöhter Platine der Anzeige doch so eng her, dass die 3mm dicken Platten fast schon nicht mehr geeignet waren. Aber ich wollte kein anderes Material nehmen. Also wurde noch eine ganze Weile der Schleifklotz angesetzt und das Beste versucht!

Das Gerät selber wurde von mir auf vier Stehbolzen gesetzt, um es in der Höhe soweit aufzubocken, dass der Batteriehalter auch im Gehäuse seinen Platz findet. (Bild 7)

C:\Users\Stefan\Pictures\Funk allgemein\LC-Messgerät\6 LC2 005.JPG
Bild 7

Hier in Bild 8 die andere Seite mit dem Batteriepack:

C:\Users\Stefan\Pictures\Funk allgemein\LC-Messgerät\7 LC2 006.JPG
Bild 8

Der Schalter befindet sich auf der rechten Seite auf der unteren Platine. Er ist bündig mit der Kante aufgelötet und der eigentliche Schalthebel ragt 5 bis 6 mm seitlich raus. Würde ich das Gehäuse ganz dicht anliegen lassen, ließe sich einmal der Deckel nicht mehr gut abnehmen lassen, und zweitens bestünde die Gefahr, dass man bei Transport oder in der Schublade aus Versehen den Schalter betätigt und bis zum nächsten Einsatz die Batterien leer sind ! Also habe ich über den Schalter eine Platte gelegt, die nur den Schalthebel zeigt und das Gehäuse selber etwas größer über alles darüber geht. (Bild 9)

Bild 9

So liegt nun der Schalter etwas versenkt im Gehäuse, kann aber dennoch gut und sicher betätigt werden! (Bild 10)

Bild 10

Die beiden Anschlüsse der Messleitungen in Bild 11 habe ich auf zwei Einbaubuchsen gelegt, damit ich alle gängigen Messleitungen anderer Multimeter einstecken und nutzen kann!

C:\Users\Stefan\Pictures\Funk allgemein\LC-Messgerät\9 LC2 004.JPG
Bild 11

Ja, man hätte das Gehäuse sicherlich schöner machen können, man hätte auch um die Tasten herum präziser arbeiten können, aber wie ist es im Modellbau? In der Regel wird erst das zweite Modell richtig gut!

Fazit:

Mit dem Messgerät LC-100A kauft man für knapp über 11 Euro ein nettes Teil, das für die meisten Messungen völlig ausreicht. Die Eckdaten sind umfangreich und werden in den oberen Bereichen wahrscheinlich nie zum Einsatz kommen.

Dass es kein Gehäuse dafür gibt, hat mich jetzt nicht gestört, aber dies könnte für so manchen Elektroniker ein Grund sein, es nicht zu kaufen. Aber als Bastelprojekt für zwei bis drei kalte Winterabende ist es genau richtig!

Gruß
Euer Stefan, DL8SFZ