Ein Weltkulturerbe erlebt seit Jahren einen regelmäßigen Zuwachs an Freunden, obwohl doch viele Bedenkenträger nach Abschaffung der Telegrafieprüfung einen Untergang dieser genialen Betriebsart prophezeiten. Irgendwie scheint die Faszination der rhythmischen Töne nicht verloren zu gehen und begeistert Jung und Alt immer wieder.

Die Vielzahl der Übertragungswege öffnet gerade für diese Technik viele Tore. Die Funkübertragung mittels eines getasteten Trägers ist weitläufig unter Funkamateuren bekannt. Doch so manche Seefahrer erinnern sich daran, dass es lange Zeit üblich war, zwischen nicht allzu weit entfernten Schiffen per Lichtzeichen zu kommunizieren. Sicher nicht so schnell als mit der Handtaste am Transceiver, aber zuverlässig und vor allen recht sicher. Wer denkt da nicht sofort an Mrs Marple und Mörder Ahoi, als sie mit der Taschenlampe ihrem Mr Stringer eine Nachricht zusendet?

So waren akustische Signale für die Übertragung von Informationen ebenso in der Schifffahrt üblich als auch in der alten Eisenbahn. Lediglich die Bedeutung der kombinierten kurzen und langen Signale waren individuell abgeleitet worden. Das Prinzip jedoch dasselbe. Siehe Bild 1 und 2 sowie den Link. (https://www.qsl.net/dk5ke/signale.html)

Eisenbahn Bild 1


Schifffahrt Bild 2


Spannend wird es allerdings, wenn kein Medium vorhanden ist, mit dem eindeutig lange und kurze Zeichen übertragen werden kann. Wir erinnern uns an zahlreiche Filme, in denen Gefangene in Gefängnissen sich mit Klopfzeichen verständigten, Verschüttete in Bergwerken über die Schienen bemerkbar machten. Wer es selber schon mal probiert hat, der weiß, dass hier die Morsetelegrafie an ihre Grenzen stößt. Der Abstand zwischen den einzelnen Zeichen lässt sich noch verstehen, vielleicht auch noch der Abstand zwischen den Worten, aber bei „tock tock“ stellt man fest, dass dies durchaus ein „i“ sein kann (2 x kurz) oder auch ein „a“ (kurz-lang). Profis behaupten zwar, sie könnten das alles optimal hören, doch die Vielzahl der Versuche zeigte, das ist nicht sicher handelbar. Also hat man sich schon frühzeitig Gedanken gemacht, wie unter solchen Umständen eine sichere Nachrichtenübertragung gewährleistet werden kann. Hier wurde der Klopfcode entwickelt.

Die Basis dieser Kommunikationsmöglichkeit wurde schon im alten Griechenland gelegt. Der griechische Geschichtsschreiber Polybios lebte um 200 – 120 v. Chr. ,und beschreibt in einem seiner Bücher ein Verfahren, mit dem man über große Entfernungen per Lichtzeichen Texte übertragen konnte. Dazu wurden die Buchstaben und Zahlen in ein Quadrat eingetragen und über die Reihen und Spalten sicher definiert. Im Laufe der Zeit wurde dieses System je nach Landessprache noch etwas modifiziert, die Funktionsweise jedoch blieb immer dieselbe. Siehe Bild 3

Polybios-Quadrat Bild 3

(http://www.mathe.tu-freiberg.de/~hebisch/cafe/kryptographie/polybios.html)

Wie funktioniert jetzt dieses System? Die Buchstaben werden in ein Quadrat mit 5 x 5 Felder eingetragen. Und hier fängt schon die Problematik an. Wir haben 26 Buchstaben, aber eben nur 25 Felder. Jetzt haben wir zwei Lösungsmöglichkeiten: Entweder wir fassen I und J zusammen als einen Buchstaben, was im deutschsprachigen Raum sehr oft erfolgt oder wir fassen das C und K zusammen, was z. B. im Englischen immer wieder gemacht wurde. Beides ist aber aufeinander abgestimmt, sodass die restlichen Buchstaben passen und eine Decodierung umgesetzt werden kann. Siehe Bild 4 und Bild 5

Tabelle mit C/K-Zusammenfassung Bild 4

Tabelle mit I/J-Zusammenfassung Bild 5

Der Nachteil beider Varianten ist, dass die Zahlen an sich nicht berücksichtigt sind. Hier muss man also entweder die Zahlen in Buchstaben durchgeben oder dann, wenn es eindeutig ist, durch die Anzahl der Klopfer auf eine Zahl hinweisen. Dies kann aber bei 798 ganz schön kniffelig werden!!

Aus diesem Grund hat man das System erweitert und es besteht nun aus einem Quadrat mit 6 x 6 Feldern. Dadurch können alle 26 Buchstaben und die Zahlen 0 bis 0 aufgenommen werden. Jedoch, wie sollte es anders sein, haben sich hier zwei Ansätze etabliert: Die erste Lösung baut auf die 5 x 5 Variante auf und erweitert die sinngemäß. Vorteil: Wird aus einer 5 x 5  Matrix codiert, kann man das auch in der 6 x 6 Matrix übersetzen. Siehe Bild 6

Bild 6

Man erkennt hier sofort auch wieder die Dopplung des Buchstaben C mit K, hat aber dennoch das K am Ende in der Ecke untergebracht. Somit wäre eigentlich die Dopplung überflüssig, der Vollständigkeit halber bezüglich der Ableitung vom 5 x 5 Feld wurde sie beibehalten.

Alternativ dann die Variante 2, die eindeutig komplett auf 6 x 6 aufbaut und somit auch logisch die Buchstaben und Zahlen unterbringt. Siehe Bild 7

Bild 7

Mit diesem Entwicklungsschritt der Klopfzeichentabelle ist die Dopplung der Buchstaben auch vorbei und alle Zahlen sind abgedeckt. Diese Ausführung hat auch den Vorteil, dass man sie sich leicht merken kann und im hoffentlich nie benötigten Ernstfall einfach herleiten kann. Nachlesen kann man es hier: (https://jaegers.net/der-klopfzeichen-code/)

Wir sehen, die unverwechselbare Technik der Buchstaben- und Zahlenübertragung hat eine lange Vorgeschichte und musste sich auch erst entwickeln. Unterschiedliche Sprachen und Schriften stellten die „Klopfer“ immer wieder vor Herausforderungen und so entwickelten sich ganz bestimmt viele verschiedene Systeme, die dann mehr oder wenig verbreitet wurden. Tatsache aber ist, dass die Gefangenschaft von Sträflingen und auch Soldaten in der Kriegsgefangenschaft diese Technik förderten und reifen ließen.

Gruß
Euer Stefan, DL8SFZ