Einige Jahre hat die Vertikal nun auf dem Buckel. Irgendwann in den 90-ern gekauft war sie die meiste Zeit der Witterung ausgesetzt. Nach 2 Umzügen dann fand sie hier auf meinem Balkon einen neuen Einsatz. Und auch hier, (siehe untenstehenden Link) gab es mal eine Erweiterung, über die ich geschrieben habe.

https://p02.de/2019/09/15/wenn-schon-kompromiss-dann-wenigstens-das-beste-rausholen/

Doch warum plötzlich etwas Neues? Naja, der Anblick war nach den letzten beiden Stürmen wirklich nicht mehr ansehnlich!

Die Antenne vom Wind verbogen(1)
Von Vorne die Spuren des letzten Versuches, das Ding wieder gerade zu biegen (2)

Mit so einer Antenne wollte ich dann doch nicht die Nachbarschaft bestrafen! Ich werde hier geduldet mit meinen Eskapaden, dann soll es wenigstens schön aussehen! Doch nur ein neuer Strahler aus Alu wäre sicher keine gute Lösung. Einmal etwas mehr Wind und das Spielchen beginnt wieder. Und wir wissen auch, die Stürme sollen stärker werden! 

Also, es muss was werden, was auf Dauer gerade ist! Da war doch mal sowas mit Fiberglasmast und immer elastisch? Genau! Neuer Lösungsansatz wird ein Fiberglasmast werden, der den Strahler ersetzen wird. Nur kommt jetzt ein Faktor ins Spiel, den ich anfangs nicht berücksichtigt habe! Ein dünner Draht hat ein ganz anderes Verhalten als ein Strahler, der im Schnitt 20mm dick ist!

Rechenbeispiel: Der alte Strahler, oben 10mm, unten 35mm, habe ich als durchgängigen Strahler mit 20mm gerechnet. Dieser Strahler hat bei 3,65MHz einen Wellenwiderstand von um die 350 Ohm und stellt einen kapazitiven Blindwiderstand von 670 Ohm. Auf Basis dieser Werte habe ich damals die Verlängerungsspule am Fuß berechnet, um den Wirkungsgrad zu verbessern.  

Ersetze ich den beschriebenen Strahler durch einen Draht mit einer Stärke von 1mm, so hat dieser Draht bei gleicher Länger und gleicher Frequenz einen Wellenwiderstand von über 530 Ohm bei einem kapazitiven Blindwiderstand von über 1000 Ohm!

Mit diesen Werten müsste die Spule auf 44 µH haben, um dieselbe Wirkung zu erreichen!

Nun muss ich rückwärts denken! Wie kann ich mit Draht an dem Mast den Strahler so herstellen, dass die Spule ausreicht? Dicker Strahler? Reuse? Spirale? Also zuerst den Masten bestellen und dann weiterdenken. Nach kurzer Suche fand ich bei einem gut sortierten Amateurfunkladen in der Nähe von Herxheim einen Schiebemast mit 7,5m Länge. Dieser ist an der Spitze nicht so dünn wie eine Angelrute oder klassische Spiethmast, sondern der ist oben noch mit 20mm Durchmesser ausgeführt, und trägt eine noch dickere Aufnahme, durch die man einen Draht ziehen kann. Am Fuß hat der Mast einen Durchmesser von 58mm.

Diesen Mast habe ich ausgezogen auf den Boden gelegt und von oben 6,3m Länge abgemessen. Und als ich da so auf allen Vieren herumkroch, hatte ich die zündende Idee! Eine Kombination aus allen drei Ansätzen ist es geworden! Ich führe von oben vier Drähte spiralförmig über den Mast nach unten bis zum ausgemessenen Fußpunkt! Sieht dann so ähnlich aus wie das Horn des letzten Einhorns! 

Links ist sozusagen das Ende des Strahlers, in der Mitte sieht man eine Schlauchschelle (3)

Doch nochmal einen Schritt zurück! Schiebemasten sind ja nicht für Dauereinsatz gedacht! Damit nach längerer Standzeit nicht plötzlich der Mast wie eine Teleskopantenne zusammendonnert, müssen die Elemente dagegen gesichert werden. Außerdem sollten die Klemmstellen abgedichtet werden, damit nicht Feuchtigkeit und Frost den Mast aufsprengen. So habe ich mit selbstverschweißendem Klebeband jede Stoßstelle abgedichtet, und am jeweils dünneren Element eine Schlauchschelle montiert. Dadurch kann das dünnere Element nicht mehr ins Dickere hineinrutschen!  

 Am Ende der Wickelei habe ich die vier einzelnen Drähte zusammengeführt und mit einer Lüsterklemme zusammengeklemmt. Um die Klemmstelle vor Witterungseinflüssen zu schützen, wurde der Plastikdeckel einer Spraydose als Abdeckung verwendet.

Bei der Befestigung an den vorhanden Mast nutze ich zwei Verlängerungsschellen, die ich mir aus Kreuzschellen gefertigt habe. Jetzt weiß jeder, so eine Schelle wird normalerweise kräftig angezogen, was hier den Mast zerbröseln würde. Deshalb habe ich die beiden Schellen 1,4m weit auseinandergezogen, damit eine Momentenwirkung so gering als möglich gehalten wird. Zudem habe ich die untere Schelle so modifiziert, dass der Mast auf der unteren Schelle aufsteht.

De untere Schelle mit Aufsetzmöglichkeit für den Mast gegen Durchrutschen (4)

Durch diesen Trick war es recht einfach, den Mast aufzustellen. Die gezeigte Schelle wurde unten am Trägermast befestigt und nimmt das untere Ende auf. Die zweite Schelle montierte ich weiter oben am Fiberglasmast. So musste ich nur die obere Schelle über den Trägermast fädeln und dann unten in die Schelle einzusetzen. Schon mit noch lockeren Schellen konnte der Mast nicht mehr abkippen und ich konnte in aller Ruhe Schelle für Schelle ausrichten und anziehen! 

Noch ein Vorteil: Die Schellen, die auf den Mast spannen, müssen nur soweit angezogen werden, dass sie gerade eben den Mast halten. Das schont das Material.                                                                                                                                                                                                                   

Und hier jetzt noch ein paar Bilder der montierten Antenne: 

Noch muss ich nochmal nachjustieren, damit der Strahler ja wirklich senkrecht steht.

Der erste Test war spannend! Wird keine hoch- oder niederohmige Stelle so liegen, dass der Tuner das Gebilde nicht anpassen kann? Nein! Alles passte! Von 40m bis 10m perfekt und mit zugeschalteter Spule über das gesamte Band eine Abstimmung zu erreichen!

 Projekt erfolgreich abgeschlossen!

Grüße Euer Stefan, DL8SFZ