Es ist mal wieder das berühmte Sommerloch. Nichts bewegt sich, was einen bei dieser Hitze auch nicht wundert. Keiner regt sich und eigentlich sollte man doch meinen, dass schönes Wetter der beste Freund des Funkamateurs sein sollte.

Ich habe es mir zu Nutze gemacht und meine leidige Antennensituation umfangreich überdacht und geändert.

Vorher:
Eigentlich dürfte ich auf meinem Balkon gerade mal einen kurzen Masten aufstellen mit der bekannten X-50 für 2m und 70cm. Das hatte mir der Vermieter zugestanden. Aber wie das eben so ist, mit der Zeit will man dann doch einfach etwas mehr. Vor allem, wenn man gerne Kurzwelle betreiben will, den Transceiver dazu hat, aber eben keine Antenne. So habe ich damals den Mut gefasst und einfach eine Mobilhalterung an die Balkonbrüstung montiert und eine Outback-Kurzwellen-Mobilantenne montiert. Hach, war das ein Genuß, wieder die bekannten Geräusche der Kurzwelle zu hören.

Und ohne Frage, auf 15m, 12m und 10m gelangen mir einige nette QSO´s. Auf 20m war Europa möglich und auf 40m wenigstens etwas hören. Bei einer Strahlerlänge von 1,7m kommt halt nicht wirklich viel HF in die Luft, sodass so mancher Ruf ungehört verhallte.

Und dann wird man erfinderisch!

Hier hatte doch so ein findiger Bastler aus Berlin namens Arthur eine Antenne entwickelt, die für 40m ganz gut gehen soll, aber von den mechanischen Abmessungen sehr klein ist… diese bekannten kapazitiven Antennen. Zu meiner und manch anderer Überraschung funktionierte diese Antenne in meiner Lage deutlich besser als die Mobilantenne. Es waren europaweite Verbindungen möglich, DX ging bis zur USA-Ostküste und bis hinter Moskau. Aber es ging eben nur dann, wenn auch die Bedingungen sehr gut waren.

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In vielen Diskussionen wurde die Funktion dieser Antenne angezweifelt und ich dachte alternativ mal darüber nach, was ich denn so halbwegs unsichtbar noch aufbauen könnte. So entstand kurzer Hand ein provisorischer Draht mit 8m Länge, der nach den Unkenrufen vieler OM´s auf jeden Fall besser gehen sollte als Mobilantenne und die kapazitive Antenne. Doch wie herb war die Enttäuschung, als ich den Vergleich anging und aufgrund der eher schlechten Aufspannmöglichkeit des Drahtes die kapazitive Antenne immer noch um Welten besser ging!

Nun sah mein Balkon schon etwas abenteuerlich aus: Auf der linken Seite der kurze Mast mit der UKW-Antenne, rechts an der Brüstung die Mobilantenne, an der Dachrinne rechts die kapazitive Antenne und von der Gaube schräg über das Dach der 8m lange Draht. Was bisher noch keiner gesehen hat, auf der anderen Dachseite war ja schon eine UKW-Mobilantenne montiert…. Dass jetzt noch keiner auf mich zukam und reklamierte, war schon fast ein Wunder, aber vielleicht auch die Chance einen Neuanfang zu machen.

Früher hatte ich eine GPM-1500 in Betrieb, mit der ich auf den oberen KW-Bändern sehr nette QSO´s abwickeln konnte. Malaysia, Indien, Afrika, Argentinien, Brasilien, Paraguay, alles mit 100 Watt und guten Signalen! So zog ich das gut verstaute Teil mal wieder aus dem Keller, reinigte es , ersetzte schlechte Schrauben und Schellen und legte sie auf die Seite. Und dann tabalurasa auf dem Balkon: Draht abmontiert, kapazitive Antenne abmontiert, Mobilantenne abgeschraubt und vor Allem den Mast mit der X-50 abgebaut und an dieser Stelle die GPM-1500 montiert. Ja, sie wirkte schon um einiges Höher. Statt 2m Höhe nun 6,3m ab Mastende ist schon ein kleiner Unterschied. Doch die Ergebnisse waren ernüchternd! Von 20m bis 10m machte sie eigentlich ein ganz ordentliches Bild, nur auf 40m, und darauf hatte ich es abgesehen, lief eigentlich mal wieder nichts! Nein, nicht schon wieder war die kapazitive Antenne besser, obwohl ich zusammen mit einem befreundeten OM herausgefunden hatte, dass jeder kurze Draht besser gehen sollte.

Okay, was steckt denn da so in einer GPM-1500? Am Fuß der Antenne ist ein 1:9-Unun montiert, einer dieser wundersamen Teile, die anscheinend die ultimative Lösung für alles darstellen sollen. Wenn man sich aber mit diesen Teilen befasst und erst recht, wie sich so ein 6,3m langer Strahler verhält, dann entdeckt man, dass dieses Teil auf 40m geradezu kontraproduktiv ist. Also habe ich die Antenne zerlegt und dieses ominöse Teil einfach ersatzlos entfernt und durch ein Stück Draht zum Anschluss ersetzt. Direkt am Speisepunkt hängt jetzt noch ein passender Koppler Typ SG-230 am Mast und ich passe darüber direkt den Strahler an. Und nun endlich war der Effekt da, auf den ich so lange gewartet habe! Die Signale auf 40m waren gegenüber der 1:9-Unun-Variante locker um gefühlte 20dB lauter geworden und ja, jetzt war die 6,3m Antenne auch deutlich lauter als die kapazitive Antenne! Endlich Signale, wie ich sie aus meiner früheren Funkerzeit kenne.

Nachher:
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Nun prangt die modifizierte GPM an meinem Balkon und auf der alten Mobilhalterung wird gegebenenfalls mal noch ein Strahler für 10m bis 70cm montiert, sofern das mal sein sollte. Die Hausleute haben die Antenne sicherlich schon wahr genommen, aber ob ihnen wirklich aufgefallen ist, dass diese etwas länger wurde, kann ich nicht beurteilen! Ein fairer Kompromiss, tausche drei Antennen gegen eine etwas größere Antenne. Ha, ist doch eine klassische Win-Win-Situation!!

Also, Funkfreunde, sonniges Wetter ist das optimale Wetter, um an den Antennen zu bauen, rostige Teile tauschen, Dichtungen erneuern, Halterungen zu erneuern oder mit ganz neuen Konzepten in den Ring steigen! Vielleicht ist auch die Lage günstig, weil die Nachbarn jetzt im Urlaub sind und somit die Aktion nicht mit bekommen und vielleicht gar nicht bemerken, dass sich was geändert hat.

Und gerade wer antennengeschädigt ist, der muss wie ich auch etwas Mut zeigen! Den Kopf werden sie mir deswegen hoffentlich nicht abreißen….