Gegen Ende des 19.Jahrhunderts hat Graham Bell die Erfindung seines Lebens gemacht. Ihm war es gelungen, statt der Telegrafensignale die Sprache direkt über elektrische Leitungen zu übertragen und sein System gegen die Wettbewerber durchzusetzen. Erst zögerlich, doch dann immer schneller verbreitete sich diese Technik, um Informationen schnell von A nach B zu bringen ohne die Kunst der Morsetelegrafie können zu müssen.
Zu diesem Zeitpunkt gab es in den USA schon weit verteilte Farmen. Diese Farmen vor allem im mittleren Westen waren auf die Viehzucht ausgerichtet und hatten sehr große Ländereien. Um das Vieh in Zaum zu halten, mussten die großen Weiden irgendwie eingefasst werden. Hier trat um 1874 der Stacheldraht seinen Siegeszug an. Der einfache Draht bestehend aus zwei verdrillten Drähten, in denen alle 10cm ein kleiner, spitzer Drahtstummel mit eingebracht wurde, war billig und erfüllte hervorragend seinen Zweck, das Getier im Gatter zu halten und die bösen Tiere draußen. Der Erfolg war riesig!

Waren es 1874 noch ca 5000 kg Stacheldraht, 1877 bereits 6000 Tonnen Draht und 1880 schon 40 000 Tonnen Stacheldraht, die verkauft wurden.

Jeder Farmer wickelte so zu sagen seine gesamte Farm mit Stacheldraht ein. Durch die gemeinsamen Interessen der Bauern über Wetterlage, Warentransport, Preise und so weiter wurde eine funktionierende Kommunikation immer wichtiger. Und da waren die Hauptabnehmer von Graham Bells neuer Erfindung entdeckt. Doch wer konnte es sich leisten, viele Kilometer Zweidrahtleitung extra verlegen zu lassen bis zur nächsten Telefonzentrale? Und auch die laufenden Kosten eines regulären Telefonanschlusses war im Verhältnis gesehen sehr teuer, was die Bauern damals sich noch nicht so einfach leisten konnten. Doch auch die technische, elektrische Entwicklung der Bauern schritt voran. Hier hatte dann einer die Idee, die vielen Kilometer von Stacheldraht einfach als Telegrafendraht zu verwenden. Teilweise wurden extra die Drähte oben auf die Holzpfosten genagelt, um von der Erde isoliert geführt zu werden. Schnell jedoch setzten sich Isolatoren aus Porzellan durch, die stattdessen an den Pfosten verwendet wurden. Und so wurden immer mehr Farmen untereinander verbunden und die Telefone angeschlossen.
Die Bauern entwickelten dafür selber interessante Lösungen, wie Einfahrten mit zwei Masten überbrückt werden konnten oder für kurze Strecken teure, isolierte Leitungen im Boden vergraben wurden. Gut, diese Technik hatte in Teilen den Nachteil, dass immer alle an ein Netzwerk angeschlossenen Telefone gleichzeitig klingelten und der eigentliche Empfänger immer erst ermittelt werden musste. Doch für die wichtigen Informationen mussten eh so viel wie möglich Leute erreicht werden.
Wer weiß, vielleicht war das der Ursprung für die heutigen Weidezäune, die mit einem Weidezaungerät mit Stromstößen versehen werden, weil ein Bauer an den Draht fasste, als seine Frau die Kurbel bediente… Also Vorsicht, wenn Ihr heute den Versuch widerholen wollt!

Gruß von Stefan, DL8SFZ

Frei in Auszügen übersetzt

Textquelle
https://www.inc.com/magazine/19970615/1416.html

Bildquelle Farm

https://pixabay.com/de/draht-schlie%C3%9Fen-stacheldraht-3176347/

Bildquelle Kühe

https://www.flickr.com/search/?text=K%C3%BChe&license=7%2C9%2C10