Vor ein paar Jahren begann der Hype um die neue Betriebsart DMR, der schon fast als Ablöse für D-Star gehandelt wurde. Besser soll die Modulation sein, mehr Möglichkeiten, weil einfacher und übersichtlicher. Wie Pilze nach einem regnerischen Herbsttag schossen die Relais aus dem Boden und gefühlt musste jeder zum normalen FM-Funk ein DMR-Gerät gekauft haben. Mancher meinte sogar, dass dieses jetzt das Ende des FM-Funks sei, weil ja sogar Weltweiter Betrieb möglich ist! Doch was wurde aus dem ganzen Hype? Ich versuche mal, etwas Licht in die Sache zu bekommen.

So um 2010 ist DMR das erste Mal in den Gesprächen aufgetaucht, damals ausschließlich mit den kommerziellen Geräten, die einen großen Aufwand zum Programmieren forderten. Man war ja auch noch nicht wirklich mit der Sache vertraut, sodass viel gegenseitige Hilfe notwendig war. Verschiedene Codeplugs als Vorlage gab es praktisch nicht und so musste jeder Stück für Stück die Struktur der Geräteprogrammierung sich aneignen, um überhaupt QRV zu werden. Talkgroup (Sprechgruppe), Timeslot (Zeitschlitz) waren alles noch Begriffe, mit denen man sich vertraut machen musste und auch die Zahl der Umsetzer war eher maumau als mau.
Doch so langsam entwickelte sich das Netz und man konnte hier und da nette QSO mit Gleichgesinnten führen und hatte viele interessante QSO, weil jeder immer irgendetwas Neues wusste. Und dann kam schon die erste Neuerung um die Ecke, DMR+ war geboren worden. Eine kleine Gruppe hatte sich über diese Technik Gedanken gemacht und brachte eine gute Neuerung ins Spiel: Ab sofort gab es da Reflektoren, die den Betrieb flexibler und einfacher gestalten sollen. Damit löste man sich von der engen Struktur, nur mit wenigen Talkgroups zu verständigen, sondern konnte einzelne Umsetzer oder Regionen ansprechen. Diese vierstelligen Reflektorennummern konnte man sich auch einfacher merken und auch einfacher eingeben, weil man nicht mehr in die eigentliche Programmierung eingreifen musste. Und so entstand Stück für Stück ein zweites Netzwerk rund um DMR. Leider waren die beiden Systeme nicht kompatibel, sodass man nicht vom einen System zum anderen System sprechen konnte. Eine Spaltung ist entstanden. Und die Betreiber wollte auch keine Gateways zulassen, weil sich zu oft Schleifen gebildet haben, die dann das System belegten, obwohl kein Betrieb war. Ein erbitterter Kampf war ausgebrochen, der Klassiker gegen den „Neuen“, der alles durcheinanderbringt.
Leider waren die Betreiber des gute System DMR+ zu unflexibel, um weitere Verbesserungen umzusetzen und machten sich dadurch immer weiter uninteressant. Denn mittlerweile gab es jede Menge Geräte der Hersteller, die auch vom Preis erschwinglich wurden und die Programmiersoftware dazu wurde einfacher und übersichtlicher.

Es war 2015 auf der Hamradio, als das neue System „Brandmeister“ vorgestellt wurde. Keine Reflektoren mehr, nur noch Talkgroups, schön strukturiert und ausbaufähig. Ja, beim ersten Umstieg war einem noch nicht so ganz klar, warum und weshalb, aber das System wuchs, die Möglichkeiten auch und ehe man sich versah war das System der Geburtsstunde überholt und verschwunden und die Netze teilten sich DMR+ und Brandmeister. Die ursprünglich große Zahl der DMR+-Relais war rückläufig und Brandmeisterrelais schossen wieder aus dem Boden. Irgendwann hat dann ein findiger Programmierer einen Weg gefunden, wie man an ein und demselben Relais beide Systeme betrieben kann. Die ARIG hatte im Laufe der Zeit mehrere Standorte mit dieser Software ausgestattet und bot so „Technologieoffen“ freie Auswahl.
Doch es kam wie es kommen musste. Unstimmigkeiten bei den Initiatoren von DMR+ ließen das Netz weiter schwächeln und es nahm drastisch ab, im Gegenzug wuchs Brandmeister zu einem die Welt umspannenden Netz. So konnte irgendwann die Doppeltechnik an den ARIG-Standorten aufgegeben werden und alle Relais arbeiten nun schon seit einigen Jahren nur noch im Brandmeistersystem.
Parallel zum wachsenden Netzwerk wurde auch ein Handbuch generiert, welches dem Einsteiger ermöglicht, nicht nur die Basics zu lernen, sondern den vollen Umfang an Möglichkeiten kennen zu lernen und auch umzusetzen.
Es gibt so viele Möglichkeiten, diese hier alle aufzulisten, würde den Rahmen sprengen und doch noch viele Fragen offenlassen. Deshalb kann sich jeder hier durcharbeiten und lesen, was heute alles mit DMR möglich ist.
Doch trotz aller technischen und programmtechnischen Möglichkeiten ist es auf dem DMR-Netz ruhig geworden. Die Welle ist vorbei und es ist eher selten, dass man Betrieb auf der Talkgroup von Deutschland oder der Region Württemberg hört. Was nicht heisst, dass die Sache völlig tot ist! Nein, es gibt immer noch einige User, die das Netz am Leben halten. Es bietet aber auch wirklich viele Möglichkeiten, in ganz Deutschland, Europa oder in der ganzen Welt Kontakte herzustellen oder vom Urlaubsort aus Kontakt mit der Heimat zu halten. Einfaches Beispiel: Hat man auf seinem Handfunk die Talkgroup 8, Regio programmiert, hört man das Signal über 6 Relaisstandorte, die über Württemberg verteilt sind. Ist man weiter in der Welt, erreicht man diese Gruppe über die Talkgroup 26374, die man manuell in sein Gerät eingeben kann. Das ist schon eine super Spielerei.

Doch DMR hat Konkurrenz bekommen, Yaesu stach mit dem System Fusion auf den Markt. Eine bessere Modulation und ähnliche Funktionen wie DMR, aber mit einfacherer Bedienung ganz ohne vorherige Programmierung. Einschalten und Betrieb machen soll möglich sein. Und ja, es gibt auch mittlerweile einige Relais dazu. Kirchheim/Teck, Rossberg, Wunnenstein und Hohenhaslach sind die Relais aus der Region. Wer also ein passendes Gerät hat, kann sich hier austoben.
Leider ist aber das System Fusion eng mit Yaesu verwachsen, sodass nur Geräte dieses Herstellers in das System reinkommen. Das ist dasselbe Spiel wie damals mit Icom und D-Star. Ist das Zielführend? Die Geräte von Yaesu sind recht kostspielig und das möchten sich viele nicht leisten. Auch ich hatte mal den Gedanken daran, aber 400 oder 500 Euro auszugeben für eine Sache, die man dann vielleicht gar nicht so oft nutzt?
Zusammenfassung
DMR ist nicht tot, jedoch sehr ruhig geworden. Wer hat, darf es gerne wieder öfters betreiben. Wer es nicht hat, aber möchte, kann mit einer Summe von 100 bis 200 Euro schon einsteigen und mitspielen. Mustercodeplugs gibt es einige im Netz. Programmieren ist mittlerweile auch mit geringeren Kenntnissen möglich, aber im Zweifelsfall findet man immer jemanden, der einem helfen kann. Um die Frage aus der Überschrift zu beantworten: Nein, es gibt nicht wirklich was Neues von DMR. Das, was das System kann, ist beeindruckend und sollte auch genutzt werden, bevor es wieder in der Versenkung verschwindet und die vielen Relais außer der Frequenzbelegung nicht mehr benutzt werden.
Gruß, 73 und viel Spaß
Stefan

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