Interessant sind immer wieder die Anfänge der Radiotechnik, der Funktechnik allgemein und was man so alles in der Not des zweiten Weltkriegs erfunden hat, um dieses Medium aufrecht zu erhalten. Ich berichtet ja schon mal über das Thema „Erdtelegrafie, Kommunikation ohne Kabel“, bei dem gezeigt wurde, wie damals an der Front im ersten Weltkrieg die Kommunikation ausgeführt wurde. Heute möchte ich euch etwas über die Kommunikation im zweiten Weltkrieg erzählen, wie damals in den Städten die Bevölkerung informiert wurde, während die Radiosender abgeschaltet wurden, um nicht auch noch eine Peilhilfe für die angreifenden Flugzeuge zu sein . Speziell ging es um die Warnung vor Luftangriffen. Und deutsche Ingenieure waren erfinderisch!
Basis der ganzen Kommunikation waren die zu diesem Zeitpunkt schon weit verbreiteten Volksempfänger, die auf Langwelle, spätere Entwicklungen dann auch auf Mittelwelle empfangen konnten. Diese Empfänger empfingen also auf Langwelle die Signale der Radiosender. Dieses aber machten auch die Empfänger der Angreifer, die das Signal anpeilten und somit den Senderstandort ausmachen konnten. Dadurch war die Kommunikation zum Volk gefährdet als auch der Sender selber, dass er durch einen Angriff zerstört worden wäre.
1939 waren schon viele Häuser mit Elektrizität ausgestattet und hier und da sogar schon ein ordentliches Telefonnetz. Diese Netze wollte man nützen und koppelte die Sendungen über Transformatoren in das bestehende Netz ein. Dadurch konnte jeder, der über einen Telefonanschluß oder Stromanschluss verfügte, die Luftschutzwarnungen und Nachrichten empfangen. Gerne hätte ich euch hier ein paar Bilder dazu gezeigt, doch die Seiten für die frei zugänglichen Bilder haben so alte Sachen nicht im Programm. Dafür gibt es links zu Videos, die ihr euch anschauen könnt.
Der Berlinstecker oder das Telefon
Der Berlinstecker war das einfachste Mittel, die Nachrichten zu empfangen. Über einen Kondensator mit Spule, abgestimmt auf die Langewellenfrequenz, wurde über eine Diode das Signal aus dem Stromnetz ausgekoppelt und direkt einem Kopfhörer zugeführt. Heisa, man stelle sich vor, lediglich durch einen Kondensator getrennt hing die Netzspannung am Kopfhörer! Ich möchte mir nichtvorstellen, was da alles passiert ist! Wesentlich sicherer war die Variante über das Telefon. Hier wurde der Antennendraht vom Volksempfänger einfach an die blanke Telefongabel angeschlossen oder, sofern die Gabel schon aus Bakelit war, das Telefonkabel mehrfach über eine Länge von ca. 50cm umwickelt. Dieses koppelte schon so stark ein, dass die Sendungen empfangbar waren.
Zum Berlinstecker: https://www.youtube.com/watch?v=SVQUAkf7zRU
„Kuckuck“ und das ticken einer Uhr
Natürlich fragt man sich, wie wussten denn die Hörer, wann wieder auf Draht umgestellt wurde. Hier waren auch die Sender gefragt. So ist zum Beispiel vom Sender Wien überliefert, dass er kurz vor Umschalten auf Draht eine Kuckucksuhr hat rufen lassen und die Pausenzeit mit dem Ticken einer Uhr füllte. So wusste jeder Radiohörer, was zu tun war. Hat man dann um geschalten, meldete sich das Funkhaus mit der Ansage: Hier spricht der Drahtfunk, …..
Insgesamt wurde während des Krieges über ganz Deutschland auf diese Weise das einheitliche Reichsrundfunkprogramm übertragen. Der Empfang fand auf den Frequenzen zwischen 150 und 250 KHz statt.
Ein Video zum Drahtfunk: https://www.youtube.com/watch?v=S7_eAUmiZ8Q
Nach dem Krieg
Mit dem Ende des Kriegs kam nicht automatisch das Aus für den Drahtfunk. In Deutschland würde der Drahtfunk noch bis 1963 in Westdeutschland und 1966 in Ostdeutschland betrieben. In der Schweiz waren es bis zu sechs Kanäle, die immerhin bis 1998 in Betrieb waren. Durch die Einführung der digitalen Telefonie wurde dann der Drahtfunk kontinuierlich eingestellt.
Besonderes
In Italien wurde der Drahtfunk 1958 eingeführt, um eine landesdeckende Versorgung der Menschen mit Rundfunk sicher zu stellen. Erst 2023 wurde dieses Netz dort abgeschaltet.
Ich hoffe, euch hat der Ausflug in die Geschichte der Kommunikation gefallen und es waren wieder ein paar Aha-Effekte dabei. Ich würde mich als Dankeschön ein kurzer Kommentar freuen, dass ich weiß, dass hier auch gelesen wird!
Grüße von Stefan, DL8SFZ
Hallo Stefan,
Danke für Deinen interessanten Artikel.
73, Bertram DL5GBE