Was für ein Glück haben wir Funkamateure durch unser Hobby, wenn dank Corona soziale Kontakte eingeschränkt oder gar verboten werden. Man trifft sich auf dem Funk, dem Relais, auf Kurzwelle und plappert wie gewohnt darauf los. Fast wie am regelmäßigen OV-Abend entstehen schöne Runden und man tauscht sich über spannende Themen aus. Doch es fehlt was. Es fehlt einfach die Möglichkeit, den Zuhörern etwas zu zeigen oder aus anderer Sicht, mal etwas in die Hand zu nehmen. Aber nichts desto trotz, Funk ist eine tolle Sache. Und manchmal wird’s teuer…

Ich, Stefan, DL8SFZ bin an den OV-Runden auch immer wieder mit dabei und auch bei den zusätzlichen Runden, die wir im OV regelmäßig abhalten. Immer wieder war ich mit meinen 26 Jahre alten Kenwood TS-850 SAT mit dabei und lauschte den Gesprächen. Doch genau das war auch etwas der Grund, warum Corona bei mir gewisse Folgen auslöste. Mein Kenwood stand da so vor mir und ich stelle mal wieder fest, dass die Betriebsfrequenz und Anzeige nach den vielen Jahren nicht mehr ganz zusammenpassten. Auch ist er nicht mehr ganz transceive, also die Sendefrequenz weicht ein klein wenig von der Empfangsfrequenz ab. Nicht die Welt, aber man merkt es. Weiter hatte ich das Gefühl, dass die Empfindlichkeit nachgelassen hat. Und zu guter Letzt musste ich feststellen, dass die 100Watt Leistung auch nicht mehr gegeben waren. Mit 60 bis 70 Watt war ich noch unterwegs. 

Lieber Freund, du hast mich 26 Jahre glücklich gemacht, also muss man dir mal wieder zeigen, wie es richtig geht und machte mich auf die Suche nach einem Funkfreund, der das Gerät einmal rundum abgleichen kann. So einfach mal alle Einstellknöpfchen nachdrehen und wieder auf Auslieferungszustand setzen. Tja, aber an so einen alten Funkopa wagt sich anscheinend keiner mehr so richtig ran. Es wurden mir keine richtigen Kostenvoranschläge erstellt, nein, eher so aussagen, gehen Sie mal von mindestens 250 bis 300 Euro aus, da sind dann aber noch keine Ersatzteile dabei… Eh, auf so ein Hussarenspiel wollte ich mich dann doch nicht einlassen. Achtfufzischer, du darfst in Rente gehen!  Bevor ich hier viele hundert Euro reinstecke, darf es nach 26 Jahren auch was neues sein.

Schon seit Jahren, genauer gesagt seit 2 Jahren, seit der Veröffentlichung auf der HAM-Radio liegt mir ein Yaesu im Kopf, der es mir angetan hat. Der tolle FTDX101D! Nicht nur optisch ein toller Transceiver! Ach, wie träumte ich schon hin und wieder von diesem Gerät, aber irgendwie traute ich mich noch nicht, eine Entscheidung zu treffen. Erst als mein Funkfreund Stavi ebenfalls von diesem Gerät schwärmte, fühlte ich mich in meinem Empfinden bestätigt und der innere Schweinehund, der sich vorher noch dagegen wehrte, gab plötzlich nach und das Teufelchen auf der linken Schulter flüsterte „Kaufen, kaufen“ in mein Ohr! 

Es dauerte noch drei Tage, dann drückte ich den Bestellknopf, überwies das Geld und fieberte der Lieferung entgegen. Und das alles nur wegen Corona. Eben! Ohne Corona wäre ich doch nie auf die Idee gekommen, so viel Funkbetrieb zu machen. Einen Schuldigen muss man ja finden, wenn man solche Spontankäufe macht! Hey, der 850er hatte 1994 auch schon 3700DM gekostet, wenn nun der 101er auch wieder 26 Jahre hält, liege ich doch voll im Trend!

Bereits zwei Tage später stand der Karton im Treppenhaus, dort vom Postler abgegeben und kaum dass mein Handy per SMS die Abgabe bestätigt hatte, flitzte ich das Treppenhaus runter und schleppte das Paket nach oben. Früher hat der Paketbote noch geklingelt…  Ja, ich gebe zu, es war verdammt schwer an diesem Tag im Homeoffice noch bis Feierabend durchzuhalten. Sehr schwer…. Okay, ich hab doch Gleitzeit, heute ist ja auch ein besonderer Tag… ! Das altgediente Gerät war ruckzuck aus dem Regal entfernt und der 101-er eingepasst. Ups… der Kerl ist ja 8cm breiter! Also den Lautsprecher nach links, das Gerät weiter nach rechts und der Bildschirm war wieder im Mittelpunkt des Betreibers. Schön sieh er aus! Sauber klingt er! Ich bin happy!

Mein erster Gedanke war, mit dem Gerät brauchst du die ersten 6 Wochen das Handbuch öfters als das Mikrofon. So viele Taster und Lämpchen hatte der 850er nicht. Aber nach einer Stunde war ich völlig überrascht, dass das gesamte Gerät und auch die Darstellung des Menüs viele intuitive Bedienungen ermöglichen. Klar, man ist das alte Gerät gewohnt und greift anfangs schon mal an den falschen Regler, aber insgesamt komme ich sehr gut zurecht und habe viele Einstellungen schnell erledigt. Ein Hörgenuss für sich, ein Wasserfall mit  Spektrum individuell einstellbar, einfach klasse. Ich bereue meine Entscheidung nicht. Das war einfach die einzig richtige Entscheidung, das Urlaubsgeld anzulegen!

Einziger Wermutstropfen: Der Sprachequalizer ist ohne Hilfe aus dem Internet nicht einzustellen. Aber mit Hilfe von dort und dann einem OM ergaben dann die Modulation, die ich haben wollte, mit und ohne Prozessor.

Zumindest könnte es für die Funkindustrie ein gutes Jahr werden, wenn noch mehr so denken wie ich. Einen OM kenne ich, dem es im Prinzip genauso gegangen ist. Auch ein FTDX101. Scheint auch ein Virus zu sein, dieses Gerät…

Glückliche Funkergrüße

Stefan, DL8SFZ