Ein Dummy load ist das wichtigste und unnützeste sowie teuerste Bauteil, das der Funkamateur braucht! Unbedingt! Oder auch nicht? Aber sicher ist, wenn man einen braucht, dann hat man keinen! Deshalb zeige ich euch heute, wie man schnell und einfach einen Dummy load herstellen kann, der auch noch unter 5 Euro kostet, und sich vor keinem kommerziellen Dummy verstecken muss!

Wie alles begann!

Ich war vor einiger Zeit auf einer Homepage unterwegs und habe mir einige der Artikel durchgelesen, die es da für Selbstbauer gab. Und in diesem Zuge stolperte ich über einen Dummy load, der mit den bekannten Formen und Typen nichts gemein hatte, außer der PL-Buchse zum Anschließen der Koaxleitung. Also, auf was bin ich gestoßen?

Ich bin auf diesen Artikel aufmerksam geworden!

http://der-bastelbunker.blogspot.com/2011/04/qro-dummy-load-von-kw-bis-vhf-fur- 1.html

Ein QRO-Dummy load, von KW bis VHF? Für unter 1 Euro? Sowas kann doch nicht sein! Stimmt, wenn man den Preis für die Anschluss Buchse dazurechnet, dann reicht der Euro nicht, aber sonst?

Ich habe es ausprobiert, mit genau dieser Teedose, und auch mit einem kleinen Glas mit Metalldeckel. Beschreiben werde ich die kleine „200-Watt-Version“ aus Glas und Metalldeckel. (Bild 1)

Bild 1

Zuerst kommt die Freude, denn als erstes gab es Schattenmorellen als Nachtisch! 😋
Genügend Kalorien, um den Kopf für die kreativen Dinge vorzubereiten.
Dann passe ich die Anschluss Buchse in den Deckel. Ich verwende die klassische PL-
259-Flanschbuchse. Dazu muss ein Loch mit 14mm Durchmesser in den Deckel.
Vorsicht bei den Arbeiten, das dünne Blech ist sehr scharfkantig und führt schnell zu
Verletzungen!
Die Buchse habe ich mit Textilkleber abgedichtet, wobei die Buchse selbst auch nicht
ganz dicht ist. Also nicht ganz so wichtig. (Sollte ich irgendwann eine wirklich
wasserdichte Lösung finden, lasse ich es euch wissen!)

Als Elektroden habe ich mich für starren Kupferdraht entschieden. Um die Oberfläche etwas größer und insgesamt stabiler zu bekommen, habe ich zwei Drähte verdrillt. Einen an die Seele der Buchse gelötet, den zweiten Draht mit einem Kabelschuh an die Befestigungsschraube der Buchse. Beide Elektroden so gebogen und gekürzt, dass sie gleichmäßig im Abstand zur Mitte sind und gerade noch durch die Glasöffnung passen und nicht ganz bis zum Boden reichen. Alle Anschlüsse habe ich dann mit Zweikomponentenkleber eingekleistert, um sie vor Oxidation zu schützen. (Bild 2)

Bild 2

Nun das Glas mit Wasser füllen. Ich habe oben ca. 1,5cm bis zur Oberkante frei gelassen, damit nicht gleich durch Kapillarwirkung das Wasser in die Buchse zieht und eine Sauerei außerhalb des Glases produziert.

Jetzt kommt die heikle Phase des Projekts, der Abgleich! Auf dem Shacktisch habe ich den Transceiver mit einem Stehwellenmeßgerät vorbereitet, das Kabel lange genug, dass man bequem damit arbeiten kann.

Man streut also eine kleine Brise Salz in das Wasser, rühre gut um, dass sich wirklich alles Salz gelöst hat, setze den Deckel auf, und messe mit kleiner Leistung die Stehlwelle. So verfährt man weiter, bis sich die Stehlwelle deutlich verbessert. Dann muss man sehr vorsichtig in der Zugabe von Salz werden. Wenn man mal bei einer Stehwelle von 3 angekommen ist, darf man fast nur noch in Einzelkrümel einstreuen, um nicht über das Ziel hinaus zu schießen. Keine Angst, das wird schon! Ich habe auch zwei Anläufe benötigt, bis ich auf dem richtigen Weg war, aber dann war der Erfolg sehr erfreulich!

Auf 80m brachte ich definitiv eine Stehwelle von exakten 1 zu 1,0 zustande! Auf 10m war es dann immer noch 1 zu 1,2. 

Dann der Belastungstest! Mit dem digitalen Thermometer habe ich eine Starttemperatur von 19 Grad im Wasserglas gemessen. Den Transceiver auf 100 Watt gestellt, und auf FM die PTT gedrückt. Selbst nach 3 Minuten Dauersenden konnte ich am Glas außen mit der Hand keine Erwärmung feststellen! Der Thermometer meinte dann, das Wasser hätte jetzt 21 Grad, also eine zu vernachlässigende Erwärmung.

Fazit:

Vorteil: So viel Leistung für so wenig Geld findet man nicht mehr so schnell. Ich habe den Dummy load schon mehrmals verwendet, und er macht immer noch einen guten Dienst. Entscheidet man sich für die o,5 Litervariante aus der Teedose, sind locker 1 KW möglich!

Nachteil: Seit etwas mehr als einem Jahr habe ich den Dummy nun nicht verwendet, und heute mal nachgemessen. Die Stehwelle beträgt nun 1,3 auf 80m und immer noch 1,1 auf 10m. (Bild 3 und 4)

Bild 3
Bild 4

Braucht man die Stehwelle genauer, weil man genauer Messen will, muss man die
Prozedur des Abgleichs schnell wiederholen. Das dauert zwar einen Moment, aber
dafür als Gegenleistung viel Geld für die Kommerziellen auszugeben, finde ich keine
Option!

Wer gerne Videos ansieht, der findet hier eine klasse Beschreibung: YouTube

Ab Minute 10 beginnt der Beitrag für den Salzwasserdummyload, beim Autor wurde es ein Nutella-Dummy. 😋 Bei Minute 19 dann die Extra Class!

Viel Spaß beim Nachbau!

Gruß

Stefan, DL8SFZ