
Manchmal drückt einfach der Basteltrieb durch, da kann man die Finger nicht mehr stillhalten, da muss was unter den Lötkolben kommen. So entstand vor einigen Jahren der CW-Transceiver Forty-9er in einem kleinen Gehäuse. Aber das war so nicht handhabbar. Eine Schachtel mit Gerät, eine Schachtel mit der Morseelektronik, ein separater Akku, dann noch ein Kopfhörer, die Morsetaste nicht vergessen. Nein, das war für einen kurzen Ausflug einfach zu viel Geraffel, an das man denken muss.


Also stand jetzt auf dem Programm: Ein Gehäuse für (fast) alles, Lautsprecherbetrieb und eine vernünftige Anzeige, wie viel Power der Akku noch hat.
Zunächst wurde ein kleiner NF-Verstärker gesucht, der aus einem kleinen Signal für Kopfhörer ein Signal für Lautsprecher macht. Sowas findet man in den bekannten Auktionshäuser oder Elektronikfachgeschäften in unterschiedlichsten Ausführungen. Ich habe mich für einen Mono-Verstärker entschieden, der so 5 Watt Nennleistung bringen soll. Dafür, dass ich nur Piepstöne laut machen muss, wurde als Lautsprecher ein Hochtöner aus der Automobilakustik herangezogen. Dann sind 5 Watt laut genug.
Welches Gehäuse solls den sein? Viele Gehäuse findet man im Internet. Es sollte schön klein sein, aber doch auch große genug, alles halbwegs ordentlich unter zu bekommen. Ich sah ein Gehäuse mit den Abmessungen 150 x 105 x 55 mm und beschloss, das muss reichen! Denn sonst wäre es ja kein kleines Gerät mehr!
Doch was nehme ich als Spannungsanzeige? Ich hatte vom letzten Bastelprojekt noch diese Unterspannungsanzeige mit einer LED in der Bastelkiste. Ja, die könnte es werden. Aber was sehen meine Augen da in der „Gruschtschachtel“ voll mit allem Möglichen? Ein Batteriespannungswächter mit 3 LED. Ursprünglich dafür gedacht, die Batteriespannung im Auto anzuzeigen über 3 LED, um zu erkennen, ist die Batterie in Unterspannung, genau richtig oder gar Überspannung, weil der Regler defekt ist. Hier die Spannungsbereiche neu eingestellt ergibt die Anzeige: Grün: Akku ganz voll mit über 12,5V, Gelb für Akku zwischen 12,5 und 11,5 V und eine rote LED für unter 11,5 Volt, was den Akku noch nicht schädigt. Eine Luxusausführung, die jetzt lange genug in der Gruschtschachtel verbracht hat.

Die drei LED habe ich von der Platine abgelötet und direkt ins Gehäuse geklebt und den Anschluß mit Kabel realisiert.
Achja, der Akku… Eigentlich hatte ich einen Akku für den Betrieb, das ist mein Eremit Akku mit 4Ah Kapazität. Bei einem maximalen Strom beim Senden von unter 500mA reicht der bald für ein ganzes Wochenende Dauerbetrieb. Nein, zu groß und auch zu unhandlich von den Abmessungen. 2Ah reichen und Eremit hat doch so viele davon, dass der sogar verkaufen muss. Aber auch da waren die Abmessungen eher unpraktisch. Fragen wir Herrn Beck doch einfach mal, ob er mir nicht die vier Zelle in einem anderen Format zusammenbauen kann und was das dann kostet. Gesagt, getan, und die Antwort war positiv. Also zumindest für die mechanische Umsetzung, der Preis war dann doch etwas „erhöht“. Nichts desto trotz, 36 Euro gehen auch noch und ich war wieder einen Schritt näher am Ziel.

Es fehlt nun nur noch die Morseelektronik. Allein schon die Suche gestaltete sich etwas kompliziert, bis man herausfindet, unter welchen Bezeichnungen sowas zu finden geht. Keyer, Morsekeyer und Morseelektronik brachten zwar Suchergebnisse, aber da war nicht das dabei, was mir im Kopf herumschwirrt. Meine Elektronik, die ich in einem separaten Kästchen habe, gab es so nicht mehr, nur noch als Luxusausführung mit zahllosen Funktionen, die ich nicht wirklich brauchte. Und dann meldete sich OM Dietmar, DL2SBA aus dem OV, er hätte da einen kleinen Baustein, der auch viel kann, aber vom Aufwand sehr überschaubar war. Zumal der Preis von einem Bier am OV Abend fast nicht mehr zu schlagen ging. (Okay, ich habe einen 5-teiligen Steckmast für Telet mitgebracht und somit die Bezahlung des Biers an Dietmar auf ihn übertragen).
Der Aufbau des Keyers war relativ simpel, auch wenn ich mal wieder zwei Anläufe gebraucht habe, bis auf dem Papier das Ganze überschaubar aussah. Beim Umsetzen auf die Rasterplatine gab es dann nochmal Schwierigkeiten, weils dann doch eng wurde, aber dann wurden drei Kabel einfach auf der Unterseite angelötet.


Jetzt gings an Platinen-Tetris. Irgendwie war da noch viel Platz und doch passte nicht alles rein. Mist. Aber warum nicht hochkant? Der erste Versuch zeigte, das könnte die Lösung werden. Ganz links die Verstärkerplatine, in der Mitte die Spannungsplatine und rechts an der Trennung zum Akku die Morseelektronik. Tja, und wie befestigt man sowas? Es soll ja nicht klappern im Gehäuse. Die Platine vom TRX habe ich mit zwei Schrauben und Distanzhülsen auf einer Leiterplatte befestigt, die ich als Boden eingefügt habe. Ich wollte nicht gleich das schöne Gehäuse wieder durch Löcher und Gewinde verschandeln. Den Verstärker und die Spannungsanzeigeplatine wurden mit einer Schraube und Hülse miteinander verbunden, sodass beide zusammen eine Einheit bildeten. Die Befestigung auf der Bodenplatte wurde dann mit der besten Modellbaubefestigungsmethode seit Erfindung der Schraube durchgeführt: Shoegoo! Einer der besten Klebstoffe überhaupt! Transparent oder schwarz, stinkt wie Bolle, klebt aber nahezu alles. Damit die beiden unteren Ränder der Platinen bestrichen und eingesetzt, ausgerichtet und 15 Minuten später gab es kein Zurück mehr. Gut, nicht ganz, dieser Klebstoff, der sich fast wie Silikon verarbeiten lässt, geht auch wieder mit sanfter Gewalt ab, aber er hält doch ausgesprochen gut.
Ebenso wurde die Unterseite der Keyerelektronik mit einem dicken Tropfen versehen und eingesetzt.



Nun kamen wir zum ersten Test. Akku angeschlossen, den wilden Kabelverhau etwas auf die Seite gedrückt, eingeschaltet und…. Keine Rauchzeichen! Schon mal ein gutes Zeichen, wenn die Elektronik nicht optisch K.O. morst. Der Puls reduzierte sich, die Finger griffen zur angeschlossenen Taste und die ersten „v“ wurden gesendet. Aber irgendwas stimmte nicht. Neben dem Sendesignal war noch ein schwächeres Signal, das sofort in der Anzeige der Heimstation erschien, sobald man den TRX einschaltete. Erste Messung ergab, der TRX zog schon bei Empfang 200mA Strom, obwohl er nicht mehr wie 50mA ziehen soll. Was war da los?
Der Morsekeyer arbeitet am Ausgang mit einem Transistor, der als Schalter funktioniert. Hier zeigte sich, dass bei geöffnetem Transistor dieser nicht hochohmig genug ist und der TRX auf irgendeinen komischen Zwischenzustand ging, der schon ein Signal erzeugte, aber noch nicht voll. Ich spürte das auch am Endstufentransistor, der nach kurzer Zeit schon kräftig warm war.
Also wurde die Schaltung noch schnell um ein kleines DIL-Relais erweitert, sodass der Transistor das Relais schaltet und der Kontakt dann den TRX. Hätte ich das schon vorher gewusst, hätte ich das Relais bequem auf der Platine unterbringen können, aber so wurde es jetzt dank genanntem Klebstoff neben der Platine angeklebt.
Deckel drauf, getestet und funktioniert!

Vorderseite

Rückseite

Der TRX wiegt genau 800g, mit Morsetaste 935g. Er passt jetzt nicht ganz in eine Jackentasche, aber er ist dennoch recht handlich. Es ging mir jetzt auch nicht unbedingt darum, ein Supergerät zu erschaffen, ein wenig war der Weg das Ziel!
Das Wetter motiviert gerade, die Morsekenntnisse wieder aufzufrischen, dass dann beim nächsten warmen Wetter ein Feldtest durchgeführt werden kann.
Gruß, Stefan, DL8SFZ
Hallo Dietmar,
ich habe es nicht umsonst „Platinen-Tetris“ genannt, viel Platz war wirklich nicht mehr übrig.
Gruß Stefan
Freut mich, dass alles so schön zusammen passt!