Über Antennen wurde ja schon viel geschrieben, da erzähle ich euch keine Neuigkeiten. Aber einen Erfahrungsbericht ist es allemal wert.

Es geht um die Slide Winder Antenna, die von David, M1ECC aus England vertrieben wird. Eine kleine, praktische Antenne, die eben keinen Schiebemasten braucht und von 40m bis 10m verwendbar ist. Was steckt dahinter und wie gut geht diese Antenne? Ich habe es mal probiert.

Mechanik

Die Mechanik dieser Antenne macht einen robusten und belastbaren Eindruck. Der Dorn mit der Halteplatte, der in den Boden gesteckt werden soll, ist aus 10mm dicken Aluminium und wirklich ausreichend stabil konzipiert. Mit einem herzhaften Druck durch die Hand oder, wenn notwendig mit dem Fuß lässt er sich sicher in die Erde treiben. Auf diese Platte wird mit einem 3/8“ Gewinde die Spule aufgeschraubt. Zudem sind zwei Flügelschrauben vorhanden, an die einfach die mitgelieferten Radials als Gegengewicht angeschraubt werden können.

Die Drähte der Radials sind etwas zu dick, was zwar sicher stabil ist, aber eben auch schwerer.

Ich habe hier zwei Optimierungen für mich durchgeführt:

Die Befestigung der Radials mit Flügelmuttern ist zwar toll, aber wenn einem auf der Wiese eine Flügelmutter herunterfällt, bedarf es schon etwas Glück, sie wieder zu finden. Daher habe ich in die Platte vier Löcher gebohrt

und an die Radials Stecker montiert.

Nicht zu verachten die Zugentlastung für die Stecker. Das spart Zeit und Fummelei. Zudem habe ich den 1,5mm² Draht durch 0,5mm² Draht ersetzt, der passt von der Länge deutlich besser auf die Wickelspule

und ist auch nicht so störrisch und leichter..

Weiter habe ich mich auch der Verschraubung zwischen Erdspieß und Platte gewidmet. Die Verbindung mit einer Mutter ist nur mit einem passenden Maulschlüssel oder Zange möglich. Das muss auch ohne Werkzeug machbar sein. Okay, meine Verlängerungsstangen sind jetzt nicht so top gefertigt, dass ein einfaches Gewinde in der 5mm Platte ausreichen würde, so habe ich mich entschieden, die Mutter auf der Oberseite stabil zu verkleben.

Die Spule ist auf einen gedruckten Körper gewickelt. Man erkennt deutlich die Druckspuren. Was ich etwas nachteilig empfinde ist, dass Deckel und Boden mit dem Körper verklebt sind und dadurch nicht zerlegt werden kann, falls sich irgendetwas gelockert haben könnte. Der Schiebering an der Spule ist aus Edelstahl gefertigt und erfüllt seinen Zweck. Er läuft stramm über die Wicklung, sodass immer eine gute Kontaktierung gegeben ist.

Vorteil gegenüber der Spule aus der Serie der JPC-Antennen: Der Schleifring gleitet über die vollständige Spule, sodass auch Mittelwerte erreicht werden und dadurch wirklich das Minimum im SWR erreicht wird.

In die Buchse am oberen Ende der Spule wird dann ebenfalls in ein 3/8“ Gewinde die 2,85m lange Peitsche geschraubt. Die Peitsche ist wie die bekannten Zeltstangen ausgeführt, innen hohl und mit einem Gummizug zusammengehalten. Es sind 7 Elemente, die einfach zusammengesteckt oder nach Gebrauch wieder auseinander gezogen werden. So zusammengefaltet ist die Peitsche sehr kompakt und wird mit einem angebrachten Klettband zusammengehalten. Im Gegensatz zu einer Teleskopantenne macht diese einen deutlich wetterfesteren Eindruck.

Option

David bietet für diese Antenne auch noch ein Stativ an, das für wenig Geld dazugekauft werden kann oder in einem entsprechenden Set bereits enthalten ist. Für mich war das jedoch weniger von Vorteil. Weiter habe ich mir selber drei Zwischenstücke gefertigt, mit denen ich den Speisepunkt der Antenne höher setzen kann, um elevated Radials besser realisieren zu können.

Zur Info: Die Verlängerungsteile zu fertigen war ein Riesenaufwand. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich die gefühlt teuren Exemplare aus dem Internet gekauft.

Elevated Radials

Nachdem Rolf, DL3AO und Jochen, DL6JH eindrucksvoll mit ihren Versuchen gezeigt hatten, dass man locker eine halbe S-Stufe und mehr verlieren kann, wenn man die Radials auf den Boden legt, war mir klar, dass ich diese 3dB nicht verschleudern will und meine Radials in die Höhe bringen will. Doch wie soll das gehen? Hierzu hat mich der eingeklemmte Finger an einem Meterstab auf den richtigen Gedanken gebracht. Das ist doch der ideale, zusammenklappbare Radialhalter, der sich bei richtiger Ausführung über den Zug am Radial und dem letzten Stück des Spannseils selber in der Senkrechten hält.

Der erste Versuch war noch mit 20cm Länge, was eindeutig zu niedrig war. Aber mit 40cm Höhe optimal in der Realisierbarkeit und Stabilität.

Im Einsatz

Für mich war es wichtig, eine Antenne zu haben, bei der ich nicht zusätzlich einen Schiebemasten und eine Bodenhülse mitschleppen muss. Mir reicht es, dass mein Klappstuhl so schwer ist. Also ging es mit Rucksack und Material raus auf die Wiese zu einem umfangreichen Test dieser Antenne. Damals noch ohne die aufgeführten Modifikationen, ganz original. Zuerst denkt man oft über das fehlende 80m-Band nach und wie man dieses irgendwie ermöglichen kann, aber nach reiflicher Überlegung stellt man fest, dass am hellen Tag das 80m-Band eh nur einen eingeschränkten Sinn macht. Mit 40m geht wenigstens noch was. Daher habe ich mich auf die Bänder 40m bis 10m ausgerichtet. Dank der SWR-Scanfunktion in meinem X6100 ist das Einstellen des Schleifringes auf geringstes SWR recht schnell durchgeführt. Ich habe mir auf der Spule ein paar Markierungen gemacht, um die Bereiche für 40, 20, 17 und 15m schnell wiederzufinden. Für 12m und 10m geht es anders, dazu später mehr.

Bedienung

Wenn man das erste Mal den Schleifring auf Resonanz schieben will, ist es etwas schwierig, gleich die ungefähr richtige Stelle zu finden. Wenn man dieses aber mal raus hat, geht das recht zügig. Auf allen Bändern zwischen 40m und 10m war eine Stehwelle unter 1:1,6 zu erreichen.

Auf 40m, 20m, 17m und 15m war die Antenne so zu verwenden wie beschrieben, auf 12m und 10m gestaltete sich das aber etwas anders, weil der Strahler selbst schon lang genug bzw. zu lang ist. Hier habe ich experimentiert und folgende Vorgehensweise ausgearbeitet:

Auf 12m verwende ich nur den Strahler ohne die Spule. Das geht recht einfach, weil der Strahler auch in die Buchse direkt passt. Dadurch entsteht eine Antenne, die fast perfekt in Resonanz ist.

Auf 10m gestaltet sich das dann noch einmal etwas anders, denn da ist der Strahler deutlich zu lang. Ich habe dazu einfach das letzte Element des Strahler herausgezogen und umgeklappt und mit dem Transportband gesichert. Dann war der Strahler genau in der Länge, dass er innerhalb des 10m-Bandes in Resonanz war. Praktisch umzusetzen und alles ohne zusätzlichen Aufwand.

Auf 40m habe ich mangels Betrieb bzw. wegen Pileups keinen richtigen Betrieb umsetzen können. Allerdings ergab zu einem anderen Zeitpunkt im Feld mit den elevated Radials eine interessante Erkenntnis: Ich wurde trotz Contestgetümmel von einigen Stationen auf 40m gehört und ich hatte das Gefühl, die verstanden mich wirklich gleich und richtig gut. Hier war der Unterschied zwischen Radials auf dem Boden und Radials über dem Boden sehr deutlich zu spüren.

Mit der originalen Ausführung wurde ich auf 20m gleich von zwei Stationen gehört, die in den Vorbereitungen des anstehenden Contestes waren. Zu einem späteren Zeitpunkt mit elevated Radials habe ich sehr Erfolgreich mit 8 Watt viele Stationen aus Europa erreicht. Norwegen, Frankreich, Spanien, Italien und Griechenland waren sofort da und haben geantwortet.

Ebenso auf 17m und 15m, die Verbindungen gelangen und entsprachen den Erwartungen. Auf 12m und 10m bin ich allerdings nicht gegen die „Big Guns“ angekommen, gehört habe ich aber locker Stationen aus den USA mit vergleichbaren Raporten wie andere ihnen vergeben haben. Für diese Bänder bedarf es noch weitere Tests, aber die Tendenz zu den elevated Radials ist schon sehr ausgeprägt.

Fazit

Ich bin sehr begeistert von dieser Antenne. Klein, kompakt, leicht und schnell aufzubauen. Das Packmaß ist mit rund 40cm wirklich Rucksacktauglich. Wenn der Untergrund das Setzen des Erdspieß zulässt, ist es eine wunderbare Antenne.