Horchapparat um 1915 (Quelle: YouTube – https://www.youtube.com/watch?v=WdEdXhegE1k)

In den Anfängen der Kommunikation entstanden viele Erfindungen, mit denen eine Kommunikation möglich gemacht werden sollte. Man experimentierte in viele Richtungen und wie es schon immer war, als das Militär etwas brauchte, flossen die Gelder und die Technik machte Fortschritte!

In zahlreichen Versuchen hat ab 1894 ein Herr Rathenau Versuche gemacht, indem er zwei Erdspieße in den Boden trieb und darüber Wechselstrom fließen ließ. Weiter wurden in einem Abstand nochmal zwei Spieße in den Boden getrieben und dort einen hochohmigen Kopfhörer angeschlossen und konnte damit den Ton aus der Wechselspannung hören. Diese Tests führte er weiter, jedoch war man der Auffassung, der Aufwand für diese Technik sei zu groß und hat diese dann aufgegeben. 1896 hat ein Karl Strecker die Versuche wieder aufgenommen, aber auch er konnte nur bestätigen, was schon bekannt war. Aber immerhin war es Karl Strecker gelungen, mit großem Aufwand 17km Wegstrecke zu überbrücken!

Im ersten Weltkrieg dann kam diese Technik wieder in Erinnerung. Wenn durch die Artillerie die Leitungen zerschossen waren, hatten die Unterstände an der Front keine Verbindung mehr zur Heeresleitung. Hier half nur noch diese kabellose Technik. Innerhalb der Schützengräben wurden die Spieße eingeschlagen und die Informationen ausgetauscht. Doch so ganz unkritisch war die Sache nicht, auch die Franzosen nutzten diese Technik, also der Feind hörte mit. So konnten Nachrichten nur ausgetauscht werden, wenn diese entsprechend verschlüsselt waren.

Doch wie funktionierten jetzt diese Geräte?

Die ersten Batterien, damals noch Sammler genannt, wurden an einen frei schwingenden Zerhacker angeschlossen und produzierten so eine Wechselspannung von z.B. 500 Hz. Diese Wechselspannung wurde direkt über die Morsetaste an die Erdspieße geführt. Der Stromfluß breitete sich entsprechend aus.

C:\Users\Stefan\Pictures\Diagramm.JPG
Verlauf der elektrischen Ströme im Erdboden (Quelle: YouTube – https://www.youtube.com/watch?v=WdEdXhegE1k)

Dieser Stromfluß wurde von den Empfägerspießen ebenfalls „empfangen“ und nun über einen NF-Verstärker einem Kopfhörer zugeführt. Eine sehr einfache, aber robuste und gute Technik für die Kommunikation über kurze Strecken. Um zwischen unterschiedlichen Sendern bzw. Empfängern unterscheiden zu können, wurde die Frequenz der Zerhacker variiert. So gab es Freischwinger mit Frequenzen von 500 Hz bis 1600 Hz und man konnte schon an der Tonhöhe unterscheiden, wer am Senden war.

Es gab Abhorchapparate, die nur zum Hören gedacht waren, die mit Batterie ein Gewicht von ungefähr 6kg hatten. Die Firma Seibt entwickelte sich in dieser Zeit zum Hauptlieferanten dieser Gerätschaften.

Hier ein Bild von einem Horchapparat.

Zur Funktion:

Die Reihe der 10 Schrauben waren mögliche Anschlüsse für die Erdspieße, rechts dazu die beiden Schieber, über die schnell ausprobiert werden konnte, wo der Empfang am Besten war. Im Gehäuse die Verstärkerröhre mit Beschaltung.

Über 100 Jahre ist es nun her, dass diese Technik erfunden und benutzt wurde. Für große Entfernungen, also DX sicher nicht zu gebrauchen. Dennoch finde ich es erwähnenswert, wie unser Hobby einst begann.

Auf Youtube gibt es zwei tolle Videos. Wenn dich also das Thema neugierig gemacht hat, findest du hier nochmal eine detaillierte Erklärung und auch einen praktischen Versuch.

Teil 1: Erdtelegrafie (Kommunikation ohne Leitungsverbindung) Teil: 1 von 2
Teil 2: Erdtelegrafie (Kommunikation ohne Leitungsverbindung) Teil: 2 von 2

Gruß,
Stefan

P.S. Vielen Dank an @Radio-Bauprojekte für die Erlaubnis zur Nutzung des Bildmaterials