Eingesessene P02-Bastler haben ihn noch im Schrank, den Signalgenerator, der auf 80m, 40m, 30m, 20m und 15m kalibrierte Signale zur Verfügung stellt, mit denen man das S-Meter des TRX vergleichen kann. Durch Umstecken kann man S2, S5, S9, S9+20, S9+40 und S9+60 simulieren und so die Linearität des S-Meters überprüfen. Ein kleines, handliches Gerät, das für überschaubares Geld als Komplettbausatz beim Funkamateur bezogen werden kann. Man braucht es nicht oft, aber es kann einem die Augen öffnen, wie grottenschlecht das S-Meter anzeigt oder bestätigen, dass der Empfänger einen Defekt hat.

Aber weiter zum Thema S-Wert. Nicht nur, dass dieser Wert von vielen Funkamateuren inflationär mit „Five and Nine“ an Bedeutung verloren hat, es gibt sogar noch von den Herstellern unterschiedliche Auslegungen. Besagt doch die Norm, dass eine S-Stufe 6 dB sind, so haben sich manche Hersteller dazu hinreißen lassen, je S-Stufe nur 3 dB zu berücksichtigen. Das birgt natürlich Vergleichsfehler, die nicht ausgemerzt werden können, weil man ja nicht weiß, bei welchem Wert beide Geräte „echte“ Werte anzeigen. Also doch nur ein Schätzeisen?

Bei meinem TS-850SAT habe ich ein paar Mal nachgemessen, der ein nettes Erscheinungsbild des S-Wertes wiedergab. S9 hat absolut genau gepasst auf allen Bändern, kaum eine „Zeigerbreite“, hier ein leuchtendes Pixel Abweichung festzustellen. Wie beruhigend, stimmt dann doch wenigstens das „Nine“ beim Rapport. Gespannt reduzierte ich das Signal auf S5 in freudiger Erwartung, hier ein ehemalig hochpreisiges Gerät vor mir zu haben und beste Werttreue zu erreichen. Doch weit gefehlt! Das S-Meter zeigte nur S4 an. Wie jetzt? Wo werden hier die 6 dB verschlampert? Nochmal geprüft, doch, der Vorverstärker ist noch eingeschaltet, denn das muss laut Kenwood sein, nur dann ist das S-Meter in kalibrierter Einstellung. Gut, eine Erkenntnis, hier wird gespart. Schnell umgesteckt auf S2 und siehe da, das Instrument kann sich mit Müh und Not noch auf ein leuchtendes Pixel einlassen, aber das war es dann schon.

Ich interpretiere das jetzt mal so: Stationen, die Signale kleiner als S9 erzeugen, müssen ja irgendwie dazu motiviert werden, Ihre Funkanlage zu optimieren, bessere Antennen oder gar starke Endstufen wollen doch auch gebaut und verkauft werden…

Jetzt der Weg in die andere Richtung, denn nach S9 kommen noch die Rapporte mit dem begehrten Plus-Anteil. Und siehe da, bei S9+20 dB zeigte das S-Meter schon +25dB an, bei der Einstellung S9+40 hing die Anzeige auf etwas über +45 dB und S9+60 war die Anzeige auf Anschlag!

Merke: Starke Stationen werden bei Kenwood mit einem Bonus von ca. 5 bis 6 dB belohnt!

Doch keine Messung, wenn es nicht irgendeinen Vergleich dazu gibt. Neben dem TS-850SAT stand ja noch der Yaesu FT-897. Dieses Mal habe ich einfach bei Pegel S2 angefangen und dann über S5 auf S9, S9+20, S9+40 auf S9+60 durchgetaktet. Und hier ein anderes Ergebnis! Okay, das S-Meter des FT-897 ist jetzt kein Präzisionsinstrument, aber immerhin zeigt das Display bis S9 den S-Wert als numerische Zahl an, darüber gibt es dann nur noch + und ++, wobei + der Wert S9+20 zu sein scheint, ++ ist dann S9+40 und Anschlag ist dann S9+60. Und überraschenderweise ist genau dieses Gerät sehr präzise! Okay, S2 wird ignoriert, da zeigt es nichts an. Aber S5 wird bis auf 80m überall als S6 angezeigt, nur auf 80m ist es auch wirklich S5. S9 passt, aber auch hier wird es bei mehr dann mehr! S9+20 Signal wird schon mit +25 (geschätzt) angezeigt, S9+40 dürfte nach freier Interpretation S9+50 oder so sein und bei Signal S9+60 klebt die Anzeige am Anschlag.

Für mich eher überraschend, dass dieses Gerät der Kompaktklasse und eher im mittleren Preissegment damals zu finden einen halbwegs verlässlichen Wert auf die Anzeige bringt, den die meisten Signale, die man arbeiten kann, findet man ja zwischen S5 und S9+20, manchmal auch S9+30, selten darüber.

Doch keine Messung ohne die Werte eine brandneuen Transceivers der unteren Oberklasse! Natürlich musste auch meine Neuanschaffung FTdx101D herhalten. Ein SDR-Transceiver, nahezu komplett über Software definiert, für den ist es doch ein Kinderspiel, ein S-Meter zu generieren, das einem Messgerät gleicht! Oder sind hier meine Erwartungen zu hoch angesetzt? Im Internet kann man zum Thema S-Meteranzeigen durchaus einige nette Geschichten lesen.

Also ran an den TRX und Messgerät angeschlossen. Ich zögerte beim Einschalten, hatte ich doch irgendwie Angst vor der Enttäuschung, daher begann ich beim höchsten Wert. S9+60 passt relativ genau, so ca. eine virtuelle Zeigerbreite mehr als der Strich im S-Meter. Bei S9+40 ähnlich, die Anzeige knapp darüber. S9 lag fast exakt auf dem Strich.

Soweit so gut. Das konnten ja die Vorgänger auch ganz gut, okay, der TS-850 schummelte etwas, aber im Vergleich zum FT-897? Vorsichtig steckte ich um auf S5 und achtete auf die Anzeige. Ups? Testgerät kaputt? Nein, ich überprüfte alles noch einmal und die Anzeige im 101er ging tatsächlich auf S1 zurück! Ich probiere noch mal hin und her, aber es änderte sich nichts. Und auf der Stellung S2 zeigte das Instrument S0 an. Enttäuschend. Hey, das ist ein komplett frei konfigurierbarer TRX im Inneren, da ist es doch ein Leichtes, programmtechnisch mehrere Punkte auf der Kurve zu legen, um auch unterhalb von S9 richtige Werte anzuzeigen, aber nein, das scheint bei einem Verkaufspreis von über 3000 Euro im Budget nicht mehr möglich zu sein!

So toll und gut der FTdx101D im Betrieb sich zeigt, hier bin ich jetzt echt enttäuscht. So miserables Abschneiden hätte ich nicht gedacht. Vielleicht S4,5 statt 5 oder etwas weniger als S2 bei S2-Signal, aber derart unterirdisch? Yaesu, hier habt ihr noch Verbesserungspotential nach oben!

Oder drehen wir die Erkenntnis um: „Five-Nine“ soll uns in Zukunft nur noch sagen, dass wir gehört werden, wird am S-Meter S8 angezeigt, ist das ja noch fast S9, bei S7 fällt es noch unter Toleranz und aufgrund des Störnebels in weiten Bereichen der bevölkerten Gebieten werden Signale mit S5 sowieso nicht mehr gehört.

Frohe Weihnacht und viel Spaß auf den Bändern! Trotz dieser niederschmetternden Nachricht über mein neues „Schätzchen“ lasse ich mir den Spaß am Funk nicht nehmen und nutze die jetzt freie Zeit für netten Betrieb auf den Bändern!

Euer Stefan, DL8SFZ

[Nachtrag 18.01.2021]

Da habe ich mich am 20.Dezember über das S-Meter am FTDX101D aufgeregt, weil es anscheinend nicht richtig anzeigt und nun gibt es die Erklärung.

Also erst einmal folgendes: Das S-Meter ist sehr genau! Auch unter S9! Nur derjenige, der es gemessen hat, lag daneben. Also was ist passiert? Ganz einfach , hier gilt die Regel 6=3! Genau. Die klassische Definition bei den S-Meteranzeigen sind 6dB pro S-Stufe. Also von S5 nach S6 ist eine Erhöhung des Signals von 6dB. Diese weit verbreitete Definition gilt für viele, aber eben nicht für die Fernöstlichen Gerätehersteller. Bei Yaesu ist es nicht so, da liegen zwischen den S-Stufen nur 3dB Unterschied. Wenn wir jetzt nachrechnen, passt die Anzeige. Mein Kalibrierungsgerät bietet S9 als Testsignal an und als nächst kleineren Wert S5. Das sind 4 Stufen weniger auf Basis von 6dB-Schritten. Ist aber das S-Meter auf 3dB-Schritte kalibriert, muss das Signal 8 S-Stufen weniger anzeigen, nämlich S1. Und genau das macht es sogar sehr genau!

Ich ziehe also hier meine Aussage zurück, dass das S-Meter unterhalb von S9 nichts taugt. Im Gegenteil, es scheint sogar nach der Yaesu-Logik sehr genau zu funktionieren!

Gruß
Stefan, DL8SFZ